Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
1. September 1991

Einwände gegen die Wahrheit der Evangelien [unvollständig]

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Es gibt kein Evangelium ohne Wunder. Wer die Wunder aus dem Evangelium herausreißt, zerstört das Evangelium. Es ist dann redlicher, sich ganz vom Evangelium loszusagen. Die Wunder Jesu wurden von seinen Gegnern nicht geleugnet. Sie haben sie nur auf diabolische Kräfte zurückgeführt. Bezweifelt haben sie die Tatsächlichkeit der Wunder nicht. „Durch Beelzebul, den obersten der Teufel, treibt er die Teufel aus.“ Zu dieser Diffamierung kamen sie durch folgende Überlegungen. Die Gegner Jesu waren an ihm irre geworden; er entsprach ihrem Messiasideal nicht. Seine Herkunft kannten sie. „Ist er nicht des Zimmermanns Sohn?“ Der Messias aber, auf den sie warteten , ist ein ganz unbekanntes Wesen, da weiß man nicht, wo es herkommt. Also kann Jesus nicht der Messias sein. Außerdem war sein Auftreten anders, als sie es sich vorstellten. Er ging mit Zöllnern und Sündern um, er aß und fastete nicht, so daß man ihn einen Fresser und Weinsäufer schalt. Er beobachtete nicht das Gesetz und übertrat das Sabbatgebot. Das kann der Messias nicht sein, also mußten seine Wunder, die ja nicht geleugnet werden konnten, auf teuflische Kräfte zurückgeführt werden.

Die ganze Persönlichkeit Jesu, die Lauterkeit und die Echtheit seines Wesens erhebt gegen eine solche Zuweisung Einspruch. Seine Wunder dienen der Verherrlichung Gottes. Die Umstände und der Zweck seiner Wunder zeigen, daß nicht diabolische Kräfte sie hervorgerufen haben können. Er lehnt alle Wunder ab, die als Schauwunder zu gelten haben. Er ist ja selbst in dieser Hinsicht versucht worden. Der Teufel hat ihm zugemutet, Steine in Brot zu verwandeln und sich von der Zinne des Tempels zu stürzen, also unerhörte Wunder zu wirken, die die Massen hätten zur Begeisterung hinreißen müssen. Jesus lehnt derartige Wunder ab. Seine Wunder haben nichts von stolzer Überheblichkeit und Verlogenheit; jede Schaustellung und jede Selbstsucht fehlt ihnen; alles Sinnlose und Kindische ist weit entfernt von den Wundern Jesu. In ihnen spricht Gott zu den Menschen. Die Wunder Jesu müssen schon deswegen auf Gott zurückgeführt werden, weil sie derartig sind, daß nur der Herr über Leben und Tod, wie wir etwa heute im Evangelium gehört haben, Tote dem Leben zurückgeben kann.

Dennoch werden gegen die Wunder Jesu Einwände erhoben. Die Frage ist: Hat Gott mit diesen Wundern seinen Christus beglaubigen wollen? Sind sie Glaubwürdigkeitskriterien? Sind sie ein Beweis für die Echtheit, nämlich für den göttlichen Ursprung der Sendung Jesu? Nicht alle Wunder dienen apologetischen Zwecken. Das Wunder des heutigen Evangeliums ist offenbar vom Herrn gewirkt worden aus Erbarmen. Der Text sagt ja: „Er ward von Mitleid gerührt mit der Witwe, der der einzige Sohn gestorben war.“ Aber wiederum nicht alle Wunder können auf Güte, auf Erbarmen und auf Mitleid allein zurückgeführt werden. Es gibt eine Menge Wunder, die apologetische Bedeutung haben, die also die göttliche Sendung Jesu erweisen wollen, in denen Gott selbst für seinen Sohn Christus eintritt.

Diese Seite der Wunder ist besonders stark herausgearbeitet worden vom Evangelisten Johannes. Das Wunder von Kana ist ein Beispiel dafür. „So machte Jesus den Anfang seiner Wunder, und seine Jünger glaubten an ihn.“ Sie glaubten an ihn, eben nicht nur, weil sie ihn gehört hatten, weil sie sein Wort vernommen hatten, weil seine Verkündigung an ihr Ohr gedrungen war, sie glaubten an ihn, weil er eine Machttat, eine ungeheure, eine unerwartete, eine unerhörte Machttat vor ihren Augen vollbracht hatte. Ähnlich ist es bei der Heilung des Blindgeborenen. Auch diese große Wundertat war ein Zeichen. Bei Johannes werden die Wunder Jesu „Semeia“, das ist das griechische Wort, genannt, und „semeia“ heißt Zeichen. Sie zeigen also auf etwas hin. Und auf was zeigen sie hin? Sie zeigen darauf hin, daß dieser Mensch Jesus von Nazareth ein Gottgesandter, ja Gottes Sohn ist. „Wäre dieser nicht von Gott“, so sagt der geheilte Blindgeborene, „so könnte er nicht solche Wunder wirken.“

Aber nicht nur im Johannesevangelium ist das Wunder ein Mittel der Beglaubigung der Wirklichkeit Jesu Christi. Auch bei den Synoptikern, also bei den drei anderen Evangelisten, ist es so. Wenn Jesus auf die Frage Johannes' des Täufers: „Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“, wenn er auf diese Frage nicht sagt: Ihr habt doch meine Verkündigung gehört, sondern wenn er sagt: „Geht hin und meldet dem Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Taube hören, Tote stehen auf, Kranke werden geheilt, Armen wird Heilsbotschaft verkündet. Heil dem, der sich an mir nicht ärgert.“ Wenn er das sagt, dann verweist er eben auf seine Taten. An den taten soll Johannes erkennen, ob er der Kommende ist oder nicht. Die Taten zeugen für ihn. Und ähnlich ist es...

(Hier bricht die Aufnahme ab)

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