Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  

Predigtreihe: Der Glaube (Teil 6)

10. November 2013

Das Werte der Glaubensverbreitung

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Wir hatten am vergangenen Sonntag uns Gedanken über die Bekenntnispflicht des Christen gemacht. Wir Christen sind verpflichtet, den Glauben zu bekennen, denn er ist ja nicht nur der persönliche Besitz eines jeden einzelnen, er ist eine soziale Einrichtung. Er ist bestimmt für alle Menschen. Der Glaube ist eine überpersönliche, weltumfassende Wahrheit. Diese Tatsache zeigt sich noch in größerem Maße im Missionsberuf der Kirche: im Werke der Glaubensverbreitung. Zur inneren Lebendigkeit des Glaubens gehört nicht nur der Wille, den Glauben zu bekennen, sondern auch die Entschlossenheit, am Missionswerk der Kirche – in irgendeiner Weise – sich zu beteiligen. Die positive Grundlegung der Pflicht zur Glaubensverbreitung liegt im klar ausgesprochenen Worte Jesu. Schon im Alten Bunde war die Wahrheit, die Offenbarung, für alle Völker bestimmt, und der Messias, nun in wachsender Deutlichkeit, als Herrscher eines universellen Reiches vorgestellt. Der Heiland weiß sich als der Lehrer der ganzen Menschheit. Christus ist in die Welt gesandt als wahrer Mittler zwischen Gott und den Menschen – zwischen Gott und allen Menschen. Da er Gott ist, wohnt in ihm leibhaftig die ganze Fülle der Gottheit. Als Mensch (der menschlichen Natur nach) ist er voll der Gnade und der Wahrheit, als neuer Adam, also als neuer Stammvater des ganzen Volkes, zum Haupt der erneuerten Menschheit bestimmt. Der Herr hat sein Hirtenamt für alle in Anspruch genommen, für Juden wie für Heiden. Aber vor allem hat er die Apostel beauftragt, seinen Namen bis an die Grenzen der Erde zu tragen. „Gehet hin in alle Welt und macht alle Völker zu Jüngern. Und lehret sie alles halten, was ich euch geboten habe.“ Petrus war der Erste, der Heiden in die Kirche aufnahm: den Hauptmann Cornelius. Und Paulus wurde der große Heidenmissionar, der in die Welt ging und die Ebenbürtigkeit der Berufung der Heiden mit der Berufung der Juden immer wieder deutlich hervorgehoben hat. Die Kirche fühlt sich als katholisch, d.h. über die ganze Erde verbreitete. Sie ist von Anfang an des Missionsauftrages sich gewiss geworden. Auf ihr liegt die Pflicht, den Glauben und das Heil Christi auszubreiten, und zwar aufgrund des ausdrücklichen Auftrags des Herrn und aufgrund ihrer inneren Katholizität. Die Kirche soll das allumfassende Sakrament des Heiles sein. Sie strebt danach, das Evangelium allen Menschen zu verkünden. Das Zweite Vatikanische Konzil hat das schöne Wort formuliert: „Die pilgernde Kirche ist ihrem Wesen nach missionarisch.“, d.h. sie kann nicht anders, als Mission zu treiben, wenn sie sich selbst treu bleiben will. So hat die Kirche immer gehandelt und gelehrt. Nach dem Konzil sind irrige Anschauungen aufgetreten. Es wurde gesagt, von manchen Theologen, wir sollen nicht die Menschen zu Christen machen, wir sollen dafür sorgen, dass der Buddhist ein guter Buddhist wird und der Mohammedaner ein guter Mohammedaner. O welche Verirrung, meine lieben Freunde, welche Verirrung in nachkonziliarer Zeit. Was die falschen Religionen an Wahrheitskeimen enthalten, das ist in der Fülle und in der Reinheit aufbewahrt in der christlichen Kirche. In Christus ist das Heil gegründet – nicht in Buddha oder Mohammed.

Die Ehre Gottes drängt zur Kundgebung seiner Wahrheit an alle Menschen und an alle Völker. Wir sind es Gott schuldig, um seinen Namen zu verherrlichen, dass wir Mission treiben. Wir müssen für ihn und seine Anerkennung werben. Wir müssen seinen Willen durch alle Menschen erfüllen lassen. Die Menschen sollen Gott anbeten, aber nicht irgendeinen Gott, sondern den wahren lebendigen Gott, den Christus uns verkündet hat. Die Liebe und die Dankbarkeit gegen Christus rufen uns ebenfalls auf, Mission zu treiben. Er will alle an sich ziehen, und dabei sollen wir ihm helfen. Er hat uns erlöst, er hat uns befreit, er hat uns an sich gezogen, jetzt drängt uns aber auch die Dankbarkeit, diese Gnaden anderen zu vermitteln. Die Anliegen seines Herzens müssen auch die Anliegen unserer Herzen sein. Auch die christliche Nächstenliebe ruft uns auf, den Ungetauften, den Heiden, den Namen Christi zu verkünden. Wir sind ja zur Nächstenliebe verpflichtet, und wie kann uns die Nächstenliebe entbinden von der wichtigsten Pflicht, nämlich unseren Brüdern und Schwestern das Heil in Christus zu vermitteln. Das ist ja der äußerste Gipfel der Nächstenliebe. Wir dürfen die Menschen, die den wahren Gott nicht kennen, nicht allein lassen.                                                                                Die Missionspflicht ist zunächst den Oberhirten anvertraut als Aufgabe – also den Bischöfen. Die Bischöfe sind für die Mission verantwortlich. Sie haben die heilige Pflicht, den Glauben auszubreiten. Der Bischof hat ja Teil am Wohl und Weh der Gesamtkirche. Man spricht heute viel von der „Kollegialität“, also von der Verbundenheit der Bischöfe untereinander, die muss sich aber auch dann zeigen in der Anteilnahme am Missionswerk. Es ist die Pflicht eines jeden Bischofs, den Missionsgeist in seiner Diözese zu fördern und die Missionshilfe in seinem Bistum aufzubauen. Immerhin gibt es einige Priester der Diözese Mainz, die in der Mission arbeiten: in Afrika und in Lateinamerika. Die Missionsaufgabe ist aber auch eine Berufspflicht, nämlich der Missionare: also der Priester, der Brüder, der Schwestern, der Laien, die im Dienste der Mission tätig sind. Sie müssen für diesen Dienst aufgerufen, ausgebildet, ausgerüstet und ausgesandt werden. Wir haben vor allem Orden oder ordensähnliche Gemeinschaften, die ihre Mitglieder aussenden, um die Ungläubigen und die Irrgläubigen zum Glauben zu führen. Aber das allein genügt nicht. Alle Christen sollen die Mission fördern, soweit es in ihren Kräften steht und in ihren Verhältnissen möglich ist. Da ist an erster Stelle das Gebet zu nennen. Meine lieben Freunde, das Gebet bewegt einen Arm, und dieser Arm bewegt die ganze Welt. Gebetshilfe ist also nichts Nebensächliches, ist grundlegend für die Mitarbeit an der Mission. „Ich ermahne euch“, schreibt Paulus an Timotheus „dass Bitten und Gebete verrichtet werden für alle Menschen. Denn dies ist gut und wohlgefällig vor Gott. Er will, dass alle Menschen das Heil erlangen und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ Der heilige Chrysostomus schreibt einmal: „Mach es Gott nach. Wenn er wünscht, dass alle das Heil erlangen, dann wünsche auch du es! Wenn du es aber wünschst, dann bete!“ Die heilige Theresia von Lisieux ist über ihren kleinen Karmel in der Normandie nicht hinausgekommen. Aber sie glühte für die Mission, und sie opferte sich für die Missionare. Ein Kenner ihrer Gedanken hat geschrieben: „Die Lehre der Theresia von Lisieux ist die missionarischste, die je nach Paulus in der Kirche aufgetreten ist.“ Zu der Gebetspflicht tritt der heilige Wandel. Das Licht leuchtet auch durch den Wandel der Christen. „Seid untadelig mitten unter einem verkehrten und verderbten Volke, unter dem ihr leuchtet wie die Sterne im Weltall“, schreibt Paulus an die Gemeinde in Philippi. „Führet einen guten Wandel unter den Heiden, damit die Menschen, die euch als Übeltäter verleumden, eure guten Werke sehen und Gott preisen am Tage der Heimsuchung.“ Diese Mahnung gilt für den einzelnen, aber natürlich auch für die Völker, für die christlichen Völker. Alle Missionare, meine lieben Freunde, haben immer gesagt: „Das schlimmste Missionshindernis sind die schlechten Christen.“ Das schlechte Leben vieler Christen ist ein enormes Hindernis für die Mission in Afrika, in Asien, aber auch in Lateinamerika. Die Ungetauften, die in christliche Länder kommen, sollen hier das Beispiel eines christlichen Lebens vorfinden. Also sie sollen an uns lernen, wie ein Christ sich zu verhalten hat. Man kann andere Menschen nur zu dem bekehren, was man ihnen selbst vorlebt. Wer selber nicht im Lichte wandelt, kann andere nicht zum Lichte führen. Jede Weltbekehrung muss mit der Selbstbekehrung beginnen. Das Beste, was ein Mensch für den anderen tun kann, ist immer, was er für ihn „ist“.

Die Mission bedarf, weiter, der tatkräftigen Unterstützung durch äußere Mittel. Geld ist nun einmal das Schmiermittel für fast jede Tätigkeit. Ohne Geld ist wenig zu machen – manchmal gar nichts. Die Apostel rühmen die Mitarbeit glaubenseifriger Männer und Frauen bei ihrer Predigt – wir kennen sie: Lukas, den Arzt, Silas, die Purpurhändlerin Lydia, Phoebe, das Ehepaar Aquila und Priscilla. Das waren die Helfer des Paulus. Die Apostel betonen auch die Pflicht, für den Unterhalt der Glaubensboten zu sorgen. „Der Herr hat verordnet, dass diejenigen, welche das Evangelium verkünden, vom Evangelium leben.“ Es ist bedrückend zu sehen, meine lieben Freunde, wie mit den Milliarden aus dem Erdölgeschäft überall Mullahs ausgesandt und Moscheen errichtet werden. Ich las neulich, dass die Saudi-Araber Moscheen in Kasachstan bauen lassen. Unsere Missionare müssen sich oft kümmerlich durchschlagen und um das Scherflein der Witwe werben. Großzügige Spenden für die Mission sind selten. Ich kenne einen reichen Mann, der meint, seine Unterstützung für Kirche und Mission dadurch abgegolten zu haben, dass er an Weihnachten einmal einen, recht bescheidenen, Betrag hingibt. So können die Missionen nicht leben.

Die Mission ist die Aufgabe der gesamten Kirche. Sie soll das Reich Christi auf Erden erhalten und verbreiten. Wie es keinen echten Christen gibt ohne Liebe, so gibt es auch keinen echten Christen ohne missionarischen Geist. Es darf uns nicht gleichgültig sein, dass Millionen und Abermillionen Christus nicht kennen und seinen Gott, den Vater Christi, nicht verehren. Der missionarische Einsatz ist keine harmlose, gefahrlose Tätigkeit. Er verlangt Kreuzesmut und Kreuzeshoffnung, Vertrauen auf das Gebet und die Gnade. Der apostolische, der missionarische Beruf verlangt Menschen, die der Welt gekreuzigt sind und denen die Welt gekreuzigt ist, Menschen, die sich selbst verlassen, um in Christus einzugehen. Missionarisch wirken kann nur jemand, der vom Glauben durchdrungen ist. Und da der Glaube in der nachkonziliaren Zeit abgenommen hat, so haben auch die Missionare abgenommen. Denn das ist der Sieg, der die Welt überwindet: unser Glaube. Aber wie soll man siegen, wenn der Glaube schwach ist?

Mission, meine lieben Freunde, gilt es heute auch zu betreiben, in unserem Vaterlande – nicht nur in Afrika und Asien. Auf dem Katholikentag 1948 – 1948! – wurde die Parole ausgegeben: Deutschland ist Missionsland. Wir haben in unserem Lande Millionen „Neuheiden“. Ganze Städte verfallen ihnen, wie z.B. Hof und Hamburg. Solche, die niemals getauft und zu Christus geführt worden sind, und solche, die ihr Taufgelöbnis zertreten und das milde Joch Christi abgeworfen haben. Sie sind uns aufgegeben. Wir schulden ihnen den Dienst der Heimholung. Der heilige Augustinus hat einst aufgerufen: „Packt mutig an, treibt herbei, schleppt an, wen immer ihr könnt. Seid gewiss, ihr führt sie zu dem, dessen Anblick sie nur beseligen kann.“ Dieser Aufruf gilt heute wie gestern. Christus will König sein nicht nur über die Gläubigen, die nie von ihm gewichen sind, sondern auch über die verlorenen Söhne und Töchter, die ihn verlassen haben. Sie sollen in das Vaterhaus zurückkehren, damit sie nicht vor Elend und Hunger zugrunde gehen. Wir leben in einem konfessionell gespaltenen Land. Neben katholischen Christen stehen andere, die sich zu Gemeinschaften außerhalb der Kirche Christi verbunden haben. Sie sind uns aufgegeben. Wir wollen sie nicht abwerben, wie Firmen sich gegenseitig die Kunden abjagen. Nein, wir sollen und wollen ihnen zeigen, dass uns ihre Sonderexistenz schmerzt und dass wir uns nach ihrer Vereinigung mit uns sehnen. Wir können ihnen zeigen, dass sie nichts von den christlichen Werten verlieren, wenn sie zu uns stoßen, dass sie vielmehr zur Fülle Christi kommen. Christus will König sein auch über die, die durch Irrtum und Spaltung von ihm getrennt sind. Er ruft sie zum sicheren Hort der Wahrheit und zur Einheit des Glaubens zurück, auf dass „ein Hirt und eine Herde“ werde. Meine lieben Freunde, ich habe hier ein Büchlein, das ich Ihnen zeige. Der Titel des Büchleins lautet: „Warum werden wir nicht katholisch?“ Das Büchlein stammt von einem evangelischen Pfarrer, der mit seiner Frau zur katholischen Kirche gefunden hat. Und jetzt ruft er seine Glaubensgenossen auf, diesem Schritt nachzufolgen. Andreas Theurer, ein württembergischer Pfarrer, hat den Weg zur Kirche gefunden, und das in diesem Büchlein niedergelegt, das in 5. Auflage erschienen ist.

Die Mission richtet sich auch auf die Kinder jenes Volkes, das einst das auserwählte war. Die Juden sollen erkennen, dass der Messias, auf den ihre Väter gewartet haben, nach dem sie ausgeschaut haben, dass dieser Messias gekommen ist, in Jesus Christus. In ihm hat sich die Sehnsucht der Jahrhunderte erfüllt. Wenn sie sich zu ihm bekehren, verraten sie nicht das Erbe der Väter, verraten sie nicht den Bund, den Gott mit ihren Vätern geschlossen hatte, sondern sie bringen ihn zur Erfüllung. „Dann überströmt sie das Blut, das einst auf sie herabgerufen wurde, als Bad der Erlösung und des Lebens.“ Auch hier sind in der nachkonziliaren Zeit Verirrungen aufgetreten; man solle keine Judenmission betreiben. Ja, was hat denn unser Herr zuerst getan? Er hat sich an sein eigenes Volk gewandt.

Deutschland ist Missionsland. Was können wir tun? Im Gebiet jeder Pfarrei leben Abständige, die ihren Glauben nicht praktizieren, und Abgefallene, die ihn aufgegeben haben. Sie müssen das Ziel missionarischer Arbeit sein. Man darf sie nicht aufgeben. Es genügt nicht, dass man in einem Buch ihre Namen verzeichnet. Man muss die Abständigen zur Teilnahme am religiösen Leben und die Abgefallenen zum Wiederanschluss an die Gemeinde führen. Wir dürfen sie nicht sich selbst überlassen. Wer den Auftrag hat „Gehet hin in alle Welt!“, der darf nicht warten, bis die Welt ihn ruft. Wie geschieht das? Durch das Apostolat des Lebens – selbstverständlich –, durch das Apostolat des Beispiels – ja natürlich –, aber auch durch Ansprache, durch das Wort und die Schrift. Wenn man Abständigen und Abgefallenen dieses Buch, das ich Ihnen jetzt zeige, zuteil werden ließe, dann könnte man hoffen, dass der eine oder andere zu Christus findet. Matthias Matussek, ein ehemaliger Redakteur des „Spiegels“, hat das Buch geschrieben: „Das katholische Abenteuer“. Wer dieses Buch liest, durcharbeitet, der ist leicht geneigt, sich der Kirche wieder anzuschließen.

Zur gemeinsamen Missionierung haben sich freie gesellschaftliche Organisationen gebildet. Im Jahre 1923 entstand in Irland die „Legio Mariae“, die Legion Mariens. Als ihr Ziel wurde Selbstheiligung und Apostolat angegeben. Selbstheiligung zuerst, denn man kann nur Apostolat betreiben, wenn man sich selbst geheiligt hat – selbstverständlich. Das Apostolat sollte besonders durch persönlichen Kontakt in Hausbesuchen geschehen. Diese Vereinigung war ein hoffnungsvoller Beginn. Aber was ist daraus geworden? Menschen besuchen, Menschen religiös ansprechen, Menschen Gottes Gebote vorstellen, das ist schwierig, kostet Zeit, kann Abweisung und Beschimpfung einbringen. Und deswegen geschieht es so selten. Aber es muss geschehen! Im Gebiet jeder Pfarrei leben Ungetaufte, Heiden, Muslime. Sie sind uns aufgegeben als potentielle Glieder der Kirche. Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass sie Christus nicht kennen und anerkennen. Sie sollen zur heiligen Religion, zum Glauben, zur Kirche finden. Was können wir tun, um sie zu Jüngern Christi zu machen? Wir können beten, dass sie Gottes Gnade annehmen und sich von ihr zum Glauben führen lassen. Das Gebet ist das Allerwichtigste. Ich gehe – wenn ich Ihnen das verraten darf, meine lieben Freunde –, ich gehe niemals die Straße, in der ich wohne, entlang, ohne für meine Nachbarn Gebete zum Himmel zu senden: dass sie den Glauben finden, dass sie zur Kirche kommen, dass sie ihre Lethargie im Religiösen aufgeben. Wir können in Gesprächen unser Glück, Christus zu kennen, kund tun. Wir können sie einladen zum Gottesdienst, zur Predigt. Wir können ihnen Schriften in den Briefkasten werfen, die ihnen das Christentum nahebringen. Die Anwesenheit von Millionen Muslimen in Deutschland ist eine einmalige Chance, sie zu missionieren. In ihrer Heimat ist die Mission verboten, in Deutschland ist sie gefahrlos. Wird versucht, die Muslime für Christus zu gewinnen? Ich kann nicht erkennen, dass auch nur irgendwo der Ansatz gemacht wird, sie zu Christus zu führen. Warum werden nicht Männer und Frauen ausgebildet – mit dem vielen Geld, das die deutsche Kirche hat –, die den Anhänger Mohammeds das Licht des Christentums vermitteln? Haben unsere Oberhirten nicht begriffen, welche Gelegenheit sich ihnen bietet? Was werden sie antworten, wenn Christus sie beim Gericht fragt: „Was hast Du getan, um die Muslime zu Christus zu führen?“ Wir haben in Deutschland Tausende von Gemeindereferenten und Pastoralreferenten. Das Messopfer können sie nicht darbringen, und das Bußsakrament können sie nicht verwalten. Aber sie können reden! Sie können den Glauben bezeugen und verbreiten. Sie können den einzelnen ansprechen und ihn einladen zum Anschluss an die Kirche, zur Teilnahme am Gemeindeleben. Sie können die Menschen aufsuchen: Haus für Haus, Straße für Straße. Sie können auf Plätzen und Vortragssälen für die heilige Religion werben und sie verteidigen. Aber was tun diese Tausende von Gemeindereferenten und Pastoralreferenten – übrigens in Deutschland stattlich besoldet? – Sie geben sich mit denen ab, die sich ohnehin schon an die Kirche halten. Sie beschäftigen sich mit den wenigen Kirchgängern und nicht ganz selten zur Verärgerung derselben mit ihren „Gags“ und ihren Einfällen. Meine lieben Freunde, ich habe in den Jahrzehnten, in denen ich in der Priesterbildung tätig war, stets das Moment der missionarischen Seelsorge im Auge gehabt und versucht, den Priesterkandidaten Notwendigkeit und Mittel missionarischer Seelsorge nahezubringen. Ich habe ihnen gesagt: „Machen Sie Hausbesuche. Gehen sie systematisch in jedes Haus und in jede Wohnung. Allein Ihr Erscheinen ist ein Akt missionarischer Seelsorge.“ Ich habe ihnen gesagt: „Benutzen Sie die Predigt zur missionarischen Seelsorge. Bei Taufen, Trauungen, Beerdigungen hat man ein Publikum vor sich, das zum großen Teil nicht praktizierend und religionsfremd ist. Hier sind Gelegenheiten, ihnen ergreifend und packend den Glauben nahezubringen.“ Ich habe ihnen gesagt: „Bilden Sie Laienapostel aus, die zu zweit, zu zweit, in die Wohnungen gehen und die Gläubigen auffordern, zum Christentum, zur Kirche, zur Religion zurückzukehren.“ Missionarische Seelsorge, meine lieben Freunde, ist eine Frage auf Leben und Tod für unsere Kirche. Wer nicht zugewinnt, der verliert. Wenn nicht Ersatz für die unvermeidlichen Verluste und Abgänge in unseren Gemeinden geschaffen wird, schrumpfen sie dahin. Die Budenheimer Gemeinde ist eine sterbende Gemeinde – nebenbei gesagt.

Lassen Sie, meine lieben Freunde, uns beten, wie uns die Kirche zu beten lehrt: „O Gott, Du willst, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. So sende, wir bitten Dich, Arbeiter in Deine Ernte. Lass sie voll Zuversicht Dein Wort verkünden, auf dass Deine Botschaft dahineile und in Herrlichkeit sei und alle Völker Dich, den allein wahren Gott, erkennen.“

Amen.

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