Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
6. Januar 2014

Der Stern von Bethlehem

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte, zur Feier des Festes der Erscheinung des Herrn Versammelte!

Weihnachten und Sterne gehören zusammen. Auf den Straßen werden sie angebracht; an den Christbäumen sehen wir die Sterne. Sterne in der Weihnachtszeit haben ihre Geschichte. Sie gehen zurück auf den Stern der Weisen, auf den Stern von Bethlehem. Die Weisen, von denen im heutigen Evangelium die Rede ist, werden im griechischen Text „magoi“, Magier genannt. D.h. es waren sternkundige Männer, die freilich, wie es eben damals und bis in die Neuzeit üblich war, Astronomie und Astrologie gleichzeitig betrieben. Astronomie ist die Wissenschaft von den Sternen; Astrologie ist die Auslegung der Sternenkonstellationen auf das Leben der Menschen. Astronomie ist eine ernsthafte Wissenschaft, Astrologie freilich ist ein Aberglaube. Aber wir werden gleich sehen, die Offenbarung kann sich auch eines Aberglaubens bedienen, wenn es darum geht, ihre Ziele zu erreichen.

Viele Exegeten, sowohl katholische wie evangelische, machen es sich mit dem Stern leicht. Sie leugnen seine Existenz. Für sie ist das ein „midrasch“, eine Erzählung, eine erfundene Erzählung, die man eben dem Evangelium beigegeben hat. Die Astronomen, die Gelehrten der Sternenkunde, sind anderer Meinung. Sie nehmen diesen Stern ernst. An erster Stelle Johannes Kepler. Wir haben im Physikunterricht von Kepler gehört. Es gibt die drei Keplerschen Gesetze. Die Planeten am Himmelszelt haben eine Umlaufbahn, die einer Ellipse gleicht. Und das 1. Keplersche Gesetz heißt: Die Planeten vollenden ihre Bahn in elliptischer Form, in deren einem Brennpunkt die Sonne steht. Das 2. Keplersche Gesetz lautet: Ein Lichtstrahl oder eine Linie, die man von der Sonne zu einem Planeten zieht, überstreicht in gleicher Zeit gleiche Flächen, d.h. der Planet bewegt sich in Sonnennähe schneller. Das 3. Keplersche Gesetz lautet: Das Quadrat der Umlaufzeit der Planeten ist gleich der dritten Potenz der halben Längsachse. Das ist der Mann, der an den Wunderstern von Bethlehem geglaubt hat: Johannes Kepler.

Man hat verschiedene Erklärungen – naturwissenschaftliche Erklärungen – für den Stern versucht. Manche Gelehrte waren der Meinung, es handele sich um einen Kometen. Kometen sind kleine Himmelskörper, die in Sonnennähe große Mengen flüssigen Gases und auch kleine Teilchen mit sich reißen. Kometen können einen Durchmesser von einem halben Kilometer bis einhundert Kilometer haben. Kometen sind zahllos, man kann sie nur mit Hochzahlen angeben: 107. Andere waren der Meinung, es handele sich bei dem Stern von Bethlehem um eine Nova, um eine Supernova. Eine Nova oder eine Supernova ist ein Stern, der explodiert und deswegen ein unwahrscheinliches Licht verbreitet. Durch die atomare Explosion in diesem Stern scheint er die Sonne weit an Glanz zu übertreffen – Nova oder Supernova. Kepler selbst war überzeugt, dass der Stern der Weisen ein Wunderstern ist, dass aber dieser Wunderstern den Menschen angezeigt wird durch eine Nahstellung oder Engstellung von zwei Planeten. Wir kennen ja die neun Planeten, die um die Erde kreisen: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto. Das sind die neun Planeten, die um die Erde kreisen. Und Kepler nahm an, dass eine Engstellung, eine Nahstellung von Jupiter und Saturn im Jahre 7 v. Chr. den Wunderstern angezeigt hat. Also die Nahstellung war nicht der Wunderstern – wie manche meinen – nein, nach Kepler hat die Nahstellung den Wunderstern nur angezeigt. Wie kam er zu dieser Meinung? Nun, Saturn galt als der Stern des Judenvolkes; Jupiter galt als der Königsstern. Wenn also jetzt der Königsstern ganz nahe beim Judenstern steht, dann haben die Weisen das gedeutet, da muss ein jüdischer König geboren worden sein. Das war ihre astrologische Logik. In jedem Falle ist das Zeugnis Keplers wertvoller als der Unglaube der Exegeten. Kepler war ein hervorragender Mathematiker und Astronom. Er war freilich auch Astrologe. Er hat zweimal dem Feldherren Wallenstein das Horoskop gestellt. Der Gelehrte Kepler kann uns helfen, an die Wirklichkeit des Wundersternes von Bethlehem zu glauben. Dieses „Sternzeichen“ ist durch göttliche Macht in Bewegung gesetzt worden. Und diese göttliche Macht hat sich auch der Astrologen bedient, um den Menschen einen Hinweis auf den neugeborenen König der Juden zu geben. Der Weihnachtsstern ist keine vergangene Größe der Antike. Der Weihnachtsstern ist eine immer noch aktuelle sinnbildliche Einladung zu dem, der von sich der gesagt hat: „Ich bin der helle Morgenstern.“

Amen.

Schrift
Seitenanzeige für große Bildschirme
Anzeige: Vereinfacht / Klein
Schrift: Kleiner / Größer
Druckversion dieser Predigt