Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
19. Juni 2011

Das Geheimnis der göttlichen Dreifaltigkeit

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte, zur Feier des Festes der heiligen Dreifaltigkeit Versammelte!

Das Dogma, der Glaubenssatz von der Dreifaltigkeit Gottes ist das Grunddogma des Christentums. Durch diese Gottesaussage unterscheidet sich das Christentum wesentlich von heidnischen, mohammedanischen und jüdischen Gottesvorstellungen. Die klassische Formulierung dieses Dogmas lautet: „Ein Gott in drei Personen. Einheit der Natur und Dreiheit der Personen.“ Diese Ausdrücke – Natur, Personen – stammen aus der Philosophie. Sie finden sich nicht in dieser Form in der Heiligen Schrift. Aber sie sind ein genuiner Ausdruck dessen, was uns die Heilige Schrift über den dreifaltigen Gott offenbart. Die Wirklichkeiten dessen, was mit diesen Ausdrücken ausgesagt werden soll, finden sich in der Heiligen Schrift bezeugt.

Die Dreieinigkeit wurde geoffenbart bei der Taufe Jesu im Jordan. Da öffnete sich der Himmel, und eine Stimme sprach: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe.“ Und der Heilige Geist kam wie etwas Taubenähnliches auf ihn herab. Noch deutlicher ist die Dreifaltigkeit geoffenbart im Missionsbefehl des Herrn, wie wir soeben im Evangelium vernommen haben: „Lehret sie und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Das dreifache „und“ – „und des Sohnes, und des Heiligen Geistes“ – und die Wiederholung des Artikels – „des Vaters, des Sohnes, des heiligen Geistes“ – zwingt dazu, Vater, Sohn und Heiligen Geist als real unterschiedene Personen anzunehmen. Beides verbietet die Unterordnung der dritten Person unter die zweite und der zweiten Person unter die erste. Dass aber die Taufe in einer Kraft und Autorität auf den Namen – Singular! – erfolgt, das spricht für die Einheit der Natur, die Einheit des Wesens.

Die heutige Begrifflichkeit war nicht immer da. Sie wurde in einem geistgeleiteten Prozeß von Laien und Priestern, von Bischöfen und Päpsten und Konzilien aufgestellt und festgehalten. Das Dogma von der Dreieinigkeit hat sich seit dem Jahre 325 in unserer Kirche nicht mehr geändert. Wir stehen zu dem, was das Konzil von Nicäa 325 gelehrt und beschlossen hat. Es sind natürlich immer wieder neue, tiefere Begründungen versucht worden. Merkwürdigerweise von wenig beachteten Konzilien. Im Jahre 675 tagte in Toledo in Spanien ein Konzil von siebzehn Bischöfen, nur von siebzehn Bischöfen. Aber dieses Konzil hat ein Glaubensbekenntnis formuliert, das zu den wichtigsten Aussagen über den dreifaltigen Gott gehört. Darin heißt es – ich zitiere wörtlich: „Wir bekennen und glauben, dass die heilige und unaussprechliche Dreifaltigkeit, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, der eine Gott von Natur aus ein Wesen, eine Natur, eine Herrlichkeit und Kraft besitzt. Die Dreifaltigkeit erkennen wir in dem Unterschied der Personen, die Einheit bekennen wir wegen der Natur oder Wesenheit. Diese drei sind also eins, nämlich in der Natur, nicht in der Person.“ So dieses denkwürdige Konzil von Toledo aus dem Jahre 675. Es wurde von Papst Innozenz III. ausdrücklich als echter Ausdruck des katholischen Glaubens bestätigt.

Die entscheidende Frage bei der Erklärung der Trinität ist: Wie kann man die Gottheit des Sohnes festhalten, ohne die Einheit des Wesens zu zerstören? Selbstverständlich, daß sich die Christen der ersten drei Jahrhunderte tastend bemüht haben, hinter das Geheimnis der Dreifaltigkeit zu kommen. Sie hatten die Offenbarung des Alten und des Neuen Testamentes vor sich, und sie rangen jetzt um begriffliche Fassung. Dass sie dabei auch in die Irre gingen, wen nimmt das wunder? Der Mensch ist eben fehlerhaft, und erst durch These und Antithese kommt die Synthese zustande. Die Kirche hat es verstanden, aus den irrigen Aufstellungen das Körnchen Wahrheit herauszulösen und es in das kirchliche Lehrsystem einzufügen. Die kirchlichen Autoritäten mußten wiederholt Theologen erklären: So geht es nicht, aber es ist nicht alles falsch, was du sagst. Jede Irrlehre enthält nämlich ein Körnchen Wahrheit. Es muss nur herausgelöst werden. Schon am Ende des 1. Jahrhunderts traten judaistische Irrlehrer auf, die erklärten, Jesus sei in bloßer Mensch. Er ist zwar von Gott mit besonderer Kraft ausgestattet worden, aber er bleibt ein Mensch, ein bloßer Mensch. Diese Irrlehre wurde dann im 2. und 3. Jahrhundert von anderen übernommen. Der Gerber Theodot, es war ein Laie, der Gerber Theodot lehrte, Jesus sei ein bloßer Mensch gewesen. Bei der Taufe sei der Heilige Geist auf ihn herabgekommen. Diese Irrlehre hatte einen bedeutenden Vertreter in dem Bischof Paul von Samosata. Paul von Samosata war in der Mitte des 3. Jahrhunderts Bischof von Antiochien. Er lehrte, Jesus sei ein bloßer Mensch gewesen. In ihm habe die unpersönliche Vernunft oder die Weisheit Gottes wie in einem Tempel gewohnt. Der Erlöser sei mit Gott eins, aber nur im Willen, nicht in der Wesenheit, nicht in der Natur. Diese Lehre wurde von vielen aufgenommen, z.B. von dem Bischof Noet von Smyrna.

Andere Christen erblickten in Jesus den Vater. Sie sagten: Die eine göttliche Person tritt in drei Offenbarungsweisen auf. Der Vater, so erklärte diese Irrlehre, der Vater hat gelitten, deswegen heißen die Vertreter dieser Lehre Patripassianer, Patripassianer, weil sie lehrten: Der Vater hat gelitten. Er hat sich dreifach geoffenbart, nämlich als Vater in der Schöpfung, als Sohn in der Erlösung und als Heiliger Geist in der Heiligung. Also hier wurden nur drei Modi, drei verschiedene Daseinsweisen in Gott angenommen. Diese trinitätsfeindlichen Sekten suchten in Rom Boden zu fassen, denn sie wußten: Wenn Rom diese Lehre annimmt, dann nimmt sie die ganze Kirche an. Aber Rom hat sie nicht angenommen, sondern verurteilt. Da hat sich das Wort erfüllt, meine lieben Freunde, das der Heiland in seiner Abschiedsstunde gesprochen hat: „Simon, Sohn des Jonas, der Vater hat verlangt, euch zu sieben, wie man den Weizen siebt. Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht wanke. Und wenn du bekehrt bist, stärke deine Brüder!“ Und das hat das Papsttum 2.000 Jahre lang getan. Es hat den Glauben der Kirche hochgehalten, allen Irrlehren und allen Apostasien zum Trotz. Das Wort hat sich erfüllt; Petrus hat seine Brüder gestärkt, seine wankenden Brüder.

Die schlimmste Irrlehre aber kam erst im 4. Jahrhundert. Da trat der Priester Arius auf und lehrte folgendes: Der Sohn ist nicht aus dem Wesen des Vaters, sondern er ist ein Geschöpf des Vaters. Arius sprach dem Sohne (Christus) das göttliche Wesen und die göttlichen Eigenschaften ab, namentlich das Aus-sich-Sein und die Ewigkeit. Der Logos, die zweite Person, sei ein Gebilde des Vaters, als erstes Geschöpf vom Vater hervorgebracht, aber veränderlich und entwicklungsfähig, dem Wesen nach dem Vater fremd, nur dem Willen nach mit ihm vereint und in Voraussicht seiner Verdienste vom Vater als Sohn angenommen. Also ein Gott im uneigentlichen Sinne. Diese Irrlehre, meine lieben Freunde, fand weiteste Verbreitung, vor allem bei unseren Vorfahren, bei den Germanen. Die Westgoten, die Ostgoten, die Langobarden, die Vandalen, sie alle nahmen diese Irrlehre an. Der bekannte Bischof Ulfilas, ein gotischer Bischof, hat diese Irrlehre vertreten. Nur die Franken und die Burgunder sind unter den Germanenstämmen ihr nicht verfallen.

Diese Irrlehre stand also jetzt im Raume, und was sollte damit geschehen?  Der Kaiser Konstantin berief ein Konzil ein nach Nicäa. Das liegt in der heutigen Türkei. Es geschah im Jahr 325. Und dort wurde das Glaubensbekenntnis formuliert, das wir heute noch in jeder Heiligen Messe beten. Nämlich: Der Sohn Gottes ist aus dem Wesen des Vaters. Gott aus Gott, Licht aus Licht, wahrer Gott aus wahrem Gott, gezeugt, nicht geschaffen, wesensgleich dem Vater, durch den alles im Himmel und auf  Erden geworden ist. Das entscheidende Wort in diesem Bekenntnis ist das Wort wesensgleich, homousios griechisch, wesensgleich. Der Vater hat dem Sohn nichts voraus, und der Sohn steht hinter dem Vater nicht zurück. Er ist wahrer Gott aus wahrem Gott. „Gezeugt“ wird deswegen gesagt, um das Geschaffensein abzuwehren. Das Zeugen soll nicht etwas mit Geschlechtlichkeit zu tun haben. Alles Geschlechtliche ist von Gott unendlich weit entfernt. Es soll nur sagen, dass aus dem Wesen des Vaters ein wesensgleicher Sohn entstand, und deswegen wurde das Wort „gezeugt“ verwendet.

Diese Irrlehre ist also vom Konzil von Nicäa verurteilt wurden. Aber sie war noch lange nicht erledigt. Es bedurfte vieler Anstrengungen bis ins 6. Jahrhundert hinein, um sie endgültig zu überwinden. Erst als die Westgoten im Jahre 589 zum katholischen Glauben übertraten, war die Irrlehre erledigt.

In der Geschichte der Dogmen ist immer wieder die Erscheinung zu beobachten, dass sich zwischen der von der Kirche festgestellten Lehre und der Irrlehre eine Mittellehre bildete. Sie will zwischen den beiden Polen vermitteln. Sie sucht etwas aufzunehmen von beidem. Und so entstanden die sogenannten Semiarianer, Halbarianer. Was verkündeten sie? Sie sagten: Der Sohn ist nicht wesensgleich mit dem Vater, aber er ist wesensähnlich. Da sehen Sie die Vermittlung. Wesensähnlich, nicht wesensgleich. Dagegen hat die Kirche Stellung genommen und die Kompromißformel verworfen als eine Halbheit. Sie ist der Würde des Messias, des Logos, nicht angemessen.

Es ging aber weiter. Nachdem die Gottheit des Sohnes festgestellt war, wurde die Gottheit des Heiligen Geistes bezweifelt von Sabellius. Sabellius ist der Anführer der Bekämpfer des Heiligen Geistes, Pneumatomachen. Pneumatomachen nannte man diese Leute, weil sie den Geist bekämpften. Sie sagten: Der Sohn ist eine Geschöpf des Vaters, und der Heilige Geist ist ein Geschöpf des Sohnes. Dagegen erhob sich der heilige Athanasius, der Bischof von Alexandrien in Ägypten. Auf einer Synode im Jahre 362 wurde der dritten Person dieselbe Substanz und Göttlichkeit wie dem Sohne zugesprochen, dieselbe Substanz und Göttlichkeit. Und dabei ist es geblieben. Der Heilige Geist wurde dann vom Konzil von Konstantinopel im Jahre 381 bekannt als der Herr und Lebensspender, der vom Vater ausgeht, der mit dem Vater und dem Sohn zugleich angebetet und verherrlicht wird. Zugleich angebetet und verherrlicht kann aber er nur werden, weil er wesensgleich ist.

Noch war die Frage nicht geklärt, die heute noch im Raume steht, nämlich wie sich der Heilige Geist zum Sohne verhält. Die griechische Kirche lehrte den Ausgang vom Vater durch den Sohn. Der Heilige Geist geht danach vom Vater durch den Sohn aus. Die lateinische Kirche lehrt: Der Heilige Geist geht aus vom Vater und vom Sohne – und vom Sohne. Seit 589 wurde deswegen in der lateinischen Kirche ein Zusatz angebracht, der sich auf den Heiligen Geist bezieht: „Ich glaube an den Heiligen Geist, den Herrn und Lebensspender, der vom Vater und vom Sohne ausgeht.“ Seitdem beten wir in unserem Glaubensbekenntnis: „Wir glauben an den Heiligen Geist, der vom Vater und vom Sohne ausgeht.“ Der Zusatz ist berechtigt, denn im dreifaltigen Gottesleben ist alles gemeinsam außer dem Gegensatz des Ursprungs. Und so ist auch dem Vater und dem Sohn das Hauchen des Heiligen Geistes, wie man den Hervorgang nennt, gemeinsam. Der Sohn ist wegen der Wesenseinheit mit dem Vater auch am Hervorgang des Heiligen Geistes beteiligt. Die Orthodoxen lehnen das bis heute ab. Die Unionskonzilien von Florenz 1439 und Lyon 1274 verlangten von ihnen die Anerkennung des Dogmas, dass der Heilige Geist vom Vater und vom Sohne ausgeht. Damals haben sich die Griechen dazu bekannt. Als sie abgereist waren, sind sie in den alten Irrtum zurückgefallen. Es ist ausgeschlossen, dass die Kirche jemals den Hervorgang des Heiligen Geistes aus dem Sohne aufgibt. Ein Dogma kann nicht aufgegeben werden. Ein Dogma steht fest, und einem Dogma muss man sich anschließen. Und wenn die Orthodoxen mit uns die Einheit haben wollen, müssen sie dieses Dogma annehmen.

Es kam dann der Protestantismus. Luther hielt die trinitarische Terminologie bei. In der Sache auch hielt er am Trinitätsglauben fest. Aber der von ihm proklamierte Subjektivismus führte schließlich zur Leugnung des Trinitätsdogmas. Schon Zwingli, der Schweizer Reformator, hat am Trinitätsdogma gerüttelt. Und vor einigen Jahren schrieb der gelehrte Bischof von Mainz, Albert Stohr: „Der Protestantismus ist reich an Antitrinitariern“, also an Leuten, die die Trinität leugnen. „Der Protestantismus ist reich an Antitrinitariern.“ Das fing an schon im 16. Jahrhundert. Da traten Unitarier auf, Ein-Gott-Leute. Sie erkannten in Gott nur eine Person, den Vater, als den einen wahren Gott. Die Gottheit Christi sei schriftwidrig und offenbarungswidrig. Das Lehrsystem der Unitarier hat sich weit verbreitet. In Polen, in Ungarn, in Rumänien, auch in Deutschland gab es Unitarier. Altdorf bei Nürnberg war ein Ort des Unitarismus, also der Leugnung der Trinität. Die Unitarier gedachten mit ihrer falschen Lehre den Katholizismus zu vernichten. Der Fürst Radziwil in Polen, der Fürst Radziwil schrieb an Calvin: „Durch die Leugnung der Trinität vollenden wir die Reformation.“ Auch heute noch gibt es unitarische Gemeinden in großer Zahl, in England, in Amerika, in Siebenbürgen.

Das alles war nur ein Vorspiel zu der rationalistischen Theologie des 18. und 19. und 20. Jahrhunderts. Rationalistisch heißt die Theologie, weil sie nur anerkennen will, was dem Verstand einleuchtet. Und das tut die Trinität nicht. Deswegen ist für viele moderne Protestanten die Trinität eine „arge Verlegenheit“, wie wiederum Albert Stohr, der Bischof von Mainz, schreibt. Eine arge Verlegenheit, das heißt, sie wissen nicht, was man damit anfangen soll. Das Trintätsdogma wurde von dieser Theologie immer mehr ausgehöhlt und abgelehnt. Einer der berühmtesten Theologen des Protestantismus, Adolf von Harnack, hat den Satz geprägt: „Der Vater allein gehört ins Evangelium.“ Also nicht der Sohn und nicht der Heilige Geist. „Der Vater allein gehört ins Evangelium.“ Die alten Formeln hat man vielfach beibehalten, aber man legt ihnen einen anderen Sinn unter. Und so ist es mit der vielgepriesenen Ökumene nicht weit her. Es gibt zahllose protestantische Gläubige und Theologen, die die Trinität nicht anerkennen. Aber das sei gleich dazugesagt: Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil haben wir solche Leute auch bei uns! Da sind auch in unserer Kirche Theologen aufgetreten, welche die Dreieinigkeit leugnen. Der bekannteste heißt Hans Küng. Jawohl, das ist ein Leugner der Dreifaltigkeit im katholischen Sinn. Ein anderer erklärte, die Menschwerdung des Logos sei nichts anderes als eine neu erfahrene Eigenschaft Gottes. Eine neu erfahrene Eigenschaft Gottes, der Logos, also nicht eine zweite Person, sondern nur eine neu erfahrene Eigenschaft. Ein anderer, ein dritter, behauptete, die Dreifaltigkeit sei lediglich ein Produkt menschlicher Reflexion und Spekulation, also eine Erfindung der Menschen, keine Offenbarung, sondern ein Geistesprodukt von Theologen.

Meine lieben Freunde, wer die Dreifaltigkeit aufgibt, verläßt den Boden des katholischen Glaubens, verläßt die Gemeinschaft der Kirche. Und Gott sei es gedankt, unsere kirchlichen Autoritäten haben gegen diese zersetzenden Aufstellungen Stellung genommen. Sie haben sie nicht geduldet wie der Protestantismus, sondern sie haben sie abgewiesen und ohne Zögern und ohne Abstriche den dreifaltigen Gott verteidigt.

Die Irrlehren haben gemeinsam, dass sie die Gottheit den Menschen begreiflich oder schmackhaft machen wollen. Ihr Bestreben geht dahin, die Göttlichkeit dem menschlichen Verstande nahezubringen. Dabei aber gehen sie in die Irre. Wer Gottes Wesen und Existenz begreifen will, der muss damit rechnen, dass sie alles Geschaffene übersteigen. Wir sprechen von der Transzendenz, vom Übersteigen Gottes über alles Geschaffene, auch über alles Begreifen des Geschaffenen. Gott übersteigt alles Begreifen des Geschaffenen. Die Unbegreiflichkeit ist eine Wesenseigenschaft Gottes. Gott muss unbegreiflich sein, wenn er Gott bleiben will. Könnten wir Gott begreifen, wäre er unseresgleichen. Gott ist der ganz Andere. Er bleibt immer derselbe, aber er bleibt auch immer unbegreiflich. Die Wahrheit, die wir über Gott gelernt haben durch die Heilige Schrift und durch das Nachdenken der Theologen und durch die Lehre der kirchlichen Autoritäten, die Wahrheit über Gott bleibt unveränderlich, aber das Begreifen kann Fortschritte machen. Was wahr ist, bleibt immer wahr, aber die Wahrheit kann vertieft werden. Das ist zuzugeben. Wir geben nichts auf von dem, was frühere Generationen gefunden haben, aber wir versuchen auch heute uns in das Geheimnis der Dreifaltigkeit hineinzuarbeiten.

Einer der Verteidiger der Dreifaltigkeit im 4. Jahrhundert war Gregor von Nazianz. Er schreibt einmal: „Wenn der heilige Johannes sagt: Ich und der Vater sind eins, dann bezieht sich ,eins’ auf die Einheit und Einzigkeit der Gottheit, ,wir sind’ bezieht sich auf die Personen.“ Wie schön hat das Gregor erklärt: „,Eins’ bezieht sich auf die Einheit und Einzigkeit der Gottheit, ,wir sind’ bezieht sich auf die Personen.“ Wir vernichten nicht die Personen, aber wir trennen auch nicht die Substanz. Wir bekennen jede Person für sich als Gott und Herrn, aber wir sprechen nicht von drei Göttern oder der Herren. Nein, meine lieben Freunde, gepriesen sei die heilige Dreifaltigkeit und ungeteilte Einheit; denn sie hat uns Barmherzigkeit erwiesen.

Amen.

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