Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
14. Januar 2007

Gottes Gerechtigkeit – Die ewige Verdammnis

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

„An die Hölle glaube ich nicht – höchstens für so einen wie den Hitler!“ So sagte einmal der Dichter Carl Zuckmayer. „An die Hölle glaube ich nicht – höchstens für so einen wie den Hitler!“ Nun kommt es auf die Meinung des Herrn Zuckmayer ja nicht an, was wir glauben oder nicht glauben, auch nicht bei dem düstersten Gegenstand, den unser Glaube umfasst, bei der ewigen Verdammnis. Es kommt auch nicht auf seine Meinung an, wenn wir fragen: Wer wird in die Hölle gestoßen? Das bestimmt Gott. Uns ist es verborgen; wir wissen es nicht. Die Hölle ist die einzige Wahrheit unseres Glaubens, die ohne Licht ist. Bei der Sünde besteht immer die Hoffnung auf Bekehrung und Erlösung, aber über dem Tor zur Hölle steht das Wort des Dichters Dante: „Laßt alle Hoffnung fahren, die ihr hier eintretet!“ Wir müssen, weil wir von der Sünde gesprochen haben, auch von der Hölle reden. Wir wollen uns drei Gedanken vor Augen führen, 1. die Existenz der Hölle, 2. die Ewigkeit der Hölle und 3. die Strafen der Hölle.

Die Existenz der Hölle ist absolut sicher durch die Verkündigung des Herrn, seiner Apostel und der Kirche. Schon Johannes der Täufer sprach davon, dass jeder Baum, der keine Frucht bringt, umgehauen und ins Feuer geworden wird. Der Herr hat diese Verkündigung wörtlich aufgenommen: „Jeder Baum, der keine Frucht bringt, wie er müsste, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.“ Bei vielen anderen Gelegenheiten spricht der Herr von der Hölle, etwa wo er vor dem Ärgernis warnt: „Wenn dein rechtes Auge dir Ärgernis gibt, reiß es aus und wirf es von dir! Es ist dir besser, du gehst einäugig in das Leben ein als mit zwei Augen in die Hölle.“ Auch beim Gleichnis von den Talenten spricht er von der Hölle. Der Mann, der nur ein Talent empfangen hatte, aber nicht damit gearbeitet hatte, „wird gebunden und in die Finsternis draußen geworfen; dort wird Heulen und Zähneknirschen sein“. Auch beim Gleichnis vom Hochzeitsmahl spricht der Herr von der Hölle. Unter den Geladenen ist einer, der ohne hochzeitliches Gewand hereingekommen ist. Er wird gebunden und hinausgeworfen, und dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.

Ganz ergreifend ist die Geschichte vom reichen Prasser. Er wird in der Hölle begraben, und er klagt: Ich leide große Qual in dieser Feuersglut. Er bittet, dass man jemand zu seinen Brüdern schicke, damit sie nicht auch in diese schreckliche Feuersglut fallen. Der Herr lehnt ab. „Sie haben Moses und die Propheten, auf die sollen sie hören.“ Das Gleichnis vom reichen Prasser und vom armen Lazarus zeigt auch, dass es keine Hilfe für den in der Hölle Befindlichen gibt – und keinen Rückweg. 25 mal – 25 mal! – hat der Herr von der Hölle gesprochen, am ausführlichsten bei der Schilderung des Weltgerichtes. Da sendet der Menschensohn seine Engel aus, und sie bringen die Verführer und Übeltäter zusammen und werfen sie in den Feuerofen. Sie werden beim Gericht auf die linke Seite gestellt, und dort hören sie das furchtbare Wort: „Weicht, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel bereitet ist und seinen Engeln!“ Und diese werden eingehen in die ewige Pein.

Die Apostel haben diese Verkündigung aufgenommen. Wie sollten sie auch anders? Sie konnten nicht anders lehren, als der Herr es ihnen aufgetragen hatte. In seinem Brief an die Thessalonicher schreibt Paulus: „Kommen wird der Herr in Feuerflammen, da er an denen Rache nimmt, die Gott nicht kennen wollen und dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen. Diese werden mit ewigem Verderben büßen, getrennt vom Herrn und seiner überwältigenden Herrlichkeit.“ Im Brief an die Hebräer ist ähnlich beschrieben: „Wenn schon für die Übertretung der Gebote des Moses die Todesstrafe bereit stand, wie viel größere Strafe wird denen gebühren, die den Sohn Gottes mit Füßen treten und dem Geist der Gnade Schmach antun! Es ist schrecklich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“

Petrus spricht in seinem zweiten Brief davon, dass es den Frevlern ergehen wird wie Sodoma und Gomorrha. Wie ist es Sodoma und Gomorrha  ergangen? Sie wurden mit Feuer und Schwefel vernichtet. Auch Johannes, der milde Johannes, der Liebesjünger Johannes schreibt in seiner Geheimen Offenbarung: „Die Feigen, die Ungläubigen und die Unreinen, die Mörder und die Unzüchtigen, die Zauberer und die Götzendiener und alle Lügner sollen ihren Anteil erhalten im brennenden Feuer und Schwefelpfuhl. Das ist der zweite Tod.“

Die Kirche hat in ihrer Verkündigung immer die Wahrheit von der Hölle eingeschlossen. Die Kirchenväter, die ältesten Kirchenväter wie die jüngeren sprechen von der Hölle. Ignatius (etwa um 100) spricht vom unauslöschlichen Feuer. Polykarp, der ja selber den Martyrertod durch Verbrennen erlitt, spricht von der ewigen Strafe. Und der heilige Justin spricht von der ewigen Verdammnis. Es hat einmal einen theologischen Lehrer gegeben im 3. Jahrhundert, der die ewige Hölle zu bestreiten unternahm. Es ist Origenes. Origenes meinte, es gebe zwar eine Strafe, aber sie sei nicht ewig. Die Kirche hat diese Meinung des Origenes verworfen. Sie hat diese Ansicht des Origenes als Irrglauben abgelehnt.

Die Strafe der Hölle beginnt für den reuelosen Sünder sofort nach dem Tode, wie Papst Benedikt XII. in einer unfehlbaren Lehrentscheidung festgestellt hat: „Wir definieren, dass nach der allgemeinen Anordnung Gottes die Seelen derjenigen, die in wirklicher Todsünde dahinfahren, alsbald nach dem Tode in die Hölle hinabsteigen, wo sie durch Höllenqualen gepeinigt werden.“ Die Glaubensbekenntnisse der Kirche enthalten die Wahrheit von der Hölle. Im Athanasianischen Glaubensbekenntnis heißt es: „Die aber Böses getan haben, werden eingehen in das ewige Feuer.“ Das IV. Laterankonzil vom Jahre 1215 hat unfehlbar ausgesprochen: „Die Bösen erhalten mit dem Teufel die ewige Strafe.“

Nun gibt es nicht nur den Origenes, der die ewige Hölle zu bestreiten wagte. In der Gegenwart gibt es ebenfalls solche Theologen, etwa Gerhard Lohfink. Nach ihm sind die herben Worte Jesu – wie das von den vielen Berufenen und den wenigen Auserwählten und andere – lediglich Übertreibungen. Sie wollen den Zuhörer aufrütteln und unruhig machen, sagt Herr Lohfink. Man fragt sich, wie diese Worte jemanden unruhig machen, wenn es bei den Worten bleibt und es niemals zur Tat kommt. Diese Worte sind dann doch lächerlich! Sie sind dann doch ein bloßes Schreckmittel, das niemals sich erfüllen kann. Und wenn man das durchschaut, dann haben die Worte ihren Schrecken verloren. Was niemals wirklich wird, das ist nicht zu fürchten. Erschrecken kann die Hölle nur, wenn tatsächlich die Gefahr besteht, in die Hölle zu kommen. Was niemals ernst wird, kann auch nicht ernst gemeint sein.

Nach anderen Theologen gibt es eine Hölle, aber es ist niemand darin. Das ist offensichtlicher Unsinn; denn die Hölle ist begrifflich – begrifflich! – der Zustand der Verdammten. Wenn es keine Verdammten gibt, gibt es auch keinen Zustand der Verdammten. Die Hölle ist die Stätte der Verdammten. Wenn es keine Verdammten gibt, gibt es auch keine Stätte der Verdammten. Alles das sind verzweifelte Versuche, der Wahrheit von der Hölle zu entgehen. Aber diese Versuche führen zu nichts. Ein Ungläubiger meinte einmal zu einem Priester: „Ich glaube nicht an die Hölle. Es ist noch keiner zurückgekommen und hat uns davon berichtet.“ Der Priester antwortete ihm: „Geben Sie acht! Dass noch keiner zurückgekommen ist, beweist nicht, dass es keine Hölle gibt, sondern dass niemand mehr herauskommt, der darin ist.“ Es existiert eine Hölle, und die ist zweitens ewig.

Was die Furchtbarkeit der Hölle ausmacht, ist eben gerade ihre Ewigkeit. Christus hat uns nicht in Unkenntnis darüber gelassen, dass die Hölle ewig ist. Seine Worte sind so klar, dass alle Zweifel daran zerschellen. Er spricht vom „ewigen Feuer“, er redet von der „ewigen Pein“. Ewig heißt nicht sehr lange, sondern ohne Ende. Der Herr spricht auch vom „unauslöschlichen Feuer“. Ein Feuer, das man nicht auslöschen kann, ist eben ewig. Er spricht von dem „Wurm, der nicht stirbt“. Wenn er nicht stirbt, dann ist er eben immer lebendig. Auch die Apostel lassen keinen Zweifel daran, dass die Hölle ewig ist. Wiederum der heilige Johannes, der Liebesjünger, schreibt in seiner Geheimen Offenbarung: „Wenn jemand das Tier anbetet, wird er mit Feuer und Schwefel gequält werden, und der Rauch seiner Qual steigt auf von Ewigkeit bis zur Ewigkeit.“

Die Hölle ist ein Geheimnis der Bosheit. Es ist ein Geheimnis, dass das Böse überhaupt sich auf der Erde erheben kann, so mächtig werden kann, und es ist ein Geheimnis, dass die Folgen des Bösen ewig andauern sollen. Klares Licht darüber werden wir erst in der Ewigkeit erhalten. Und doch kann man schon jetzt die eine oder andere Erwägung anstellen, warum die Hölle existiert und warum sie ewig ist. Die Todsünde wendet sich gegen den unendlichen Gott. Sie mag keine unendliche Sünde sein, wie man früher gesagt hat, aber sie wendet sich gegen den unendlichen Gott. Deswegen ist ihre Schuld unermesslich. Und für eine unermessliche Schuld scheint eine nicht endende Strafe angebracht. Der Todsünder kann sich auch nicht beklagen, dass er nicht um die Möglichkeit und um die Wirklichkeit der Hölle wusste. Er ist darüber belehrt worden. Er kann sich auch nicht beschweren, dass er zu Unrecht in die Hölle gekommen ist. Er hat ja doch die Sünde mit ihren Folgen selber gewählt. In der Hölle sind nur Freiwillige! Der heilige Johannes Vianney, der Pfarrer von Ars, hat einmal das schöne Wort gesagt: „Nicht Gott stößt in die Hölle, sondern der Sünder selbst stürzt sich hinein.“ So ist es in der Tat. Leider haben wir uns immer wieder der Versuchung ergeben, Gott nur in seiner Liebe und in seiner Güte darzustellen, und wir haben vergessen, ihn in seiner Gerechtigkeit zu schildern. Gott ist gerecht, und wenn seine Liebe nicht erwidert wird, dann wendet sich diese Liebe zur Strafe. Das Verkennen dieser Liebe zieht eine furchtbare Strafe nach sich.

Welches sind – und da ist unsere dritte Frage – die Strafen der Hölle? Die Sünde hat eine doppelte Bosheit. Einmal besteht sie in der Abwendung von Gott und zum anderen in der ungeordneten Hinwendung zum Geschöpf. Und so ist auch die Strafe eine doppelte, nämlich einmal das Entbehren der Anschauung Gottes und zum anderen das Gepeinigtwerden mit Strafen der Sinne, wie man sie nennt. Die Verdammten können Gott niemals schauen; sie sind von ihm ewig verstoßen. Sie sind ewig und für immer verworfen vom himmlischen Vater, getrennt von Christus, dem Erlöser, ausgeschlossen von der Liebe des Heiligen Geistes und aus der Gemeinschaft der Heiligen. Sie sind der Freuden und der Seligkeit des Himmels beraubt. Nach dieser Seligkeit aber hat der Mensch ein unstillbares Verlangen. Wenn es nicht erfüllt wird, dann ist die Seele des Menschen zerrissen und leidet furchtbare Qual. Jetzt vermisst er schmerzlich, was ihm entgangen ist; jetzt hat er keine Scheingüter mehr, die ihn trösten können, die ihn beruhigen können, die ihn ablenken können. Jetzt, in der Hölle,  hat er keine Scheingüter mehr. Deswegen empfindet er den Verlust Gottes in seiner ganzen Furchtbarkeit: verflucht von Gott, ausgestoßen aus der Fülle des Lebens, dem ewigen Tod überliefert, ausgeschlossen vom Licht, in ewiger Finsternis. In Finnland und im ganzen skandinavischen Norden gibt es eine Zeit, in der überhaupt kein Sonnenlicht scheint. Monatelang ist die polare Nacht. Wir wissen von den schlimmen Folgen. Menschen greifen zum Alkohol, um sich zu betäuben, andere bringen sich um. Aber diese Nacht hat ein Ende, denn die Polarnacht vergeht. Aber die Nacht der Hölle hat nie ein Ende.

Dazu kommen die Strafleiden, die Strafe der Sinne, wie man sie nennt. An erster Stelle die Gewissensqual. Der Verdammte weiß: Ich, ich allein bin schuld an meiner Verdammnis. Der nagende Wurm des Gewissens lässt ihm keine Ruhe. Ich bin an meinem Lose schuldig, ich habe mich selber in die Hölle gebracht. Und wenn es so viele Mitschuldige gibt, wie es geben mag: Es ist zuletzt die eigene Schuld, die den Verdammten in die Hölle bringt. Er hat sich selbst verdammt.

Immer wieder ist die Rede vom Feuer. Die Eigenart dieses Feuers ist uns verborgen, aber wir wissen, was das Bild sagen soll. Es gibt auf Erden keinen größeren Schmerz als den Schmerz des Feuers. Sich verbrennen ist etwas ganz Schreckliches und Schmerzliches. Wenn der Herr das Bild des furchtbarsten Schmerzes, den wir kennen, zur Erklärung der Höllenstrafe wählt, dann muss die Wirklichkeit der Hölle furchtbarer sein, als wir uns vorstellen können. Auf Erden gibt es bei allen Qualen Ablenkung und Linderung. Es gibt Menschen, die Mitleid haben, die einen trösten, die einem helfen. In der Hölle gibt es keinen Trost und kein Mitleid. Die Gesellschaft der Verdammten wütet gegeneinander. Sie suchen nicht, sich ihr Los erträglich zu gestalten, sondern sie vermehren gegenseitig ihre Qual. Keiner hat Liebe, jeder nur Haß. Keinerlei Licht und keine Hoffnung leuchtet in diese Finsternis.

Meine lieben Freunde, es wäre ein schweres Verhängnis, wollten wir auf jene falschen Stimmen hören, die die Existenz der Hölle oder ihre Ewigkeit leugnen. Damit ist sie nicht aufgehoben. Sie bleibt eine Wirklichkeit, und der tiefe Ernst, der über diesem Kapitel unseres Glaubens liegt, ist nicht wegzureden. Gott kann einmal gütig sein und schier alles verzeihen. Aber Gott kann nicht ewig seiner spotten lassen. Will Christus, der Erösergott, nicht zum ewigen Gespötte werden, so muss er schließlich einmal alle ewig von sich tun, die sich nicht erlösen lassen wollen. Möchte in der Stunde der Versuchung der Gedanke an die Hölle in uns sein, und möchten wir durch diesen Gedanken abgeschreckt werden von der Sünde!

Es gab einmal einen Einsiedler Martinian. Ein freches Weib machte sich an ihn heran, um ihn zu verführen. Der Einsiedler Martinian ging aus seiner Klause hinaus, machte ein Feuer an und legte seine Füße in das Feuer. Vor Schmerz begann er zu stöhnen. Da rief das Weib: „Was hast du denn? Was ist mit dir?“ Martinian sagte: „Ich probiere einmal aus, ob ich die Qualen der Hölle ertragen kann.“ Erschüttert von diesem Beispiel bekehrte sich das Weib und fand den Weg zu Gott.

Meine lieben Freunde, beten Sie ruhig weiter in Ihrem Rosenkranz: „Vor dem Feuer der Hölle bewahre uns, o Herr!“

Amen.

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