Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
15. August 2016

Die Vollendung der Mariendogmen

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Am 1. November 1950 hat Papst Pius XII. feierlich das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel verkündet. „Kraft unserer apostolischen Vollmacht“, so heißt es in der Definierungsbulle, „definieren (das Wort ist wichtig) wir die Wahrheit: Maria ist nach Vollendung ihres irdischen Laufes mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden.“ Dogmen gehen auf eine Wirklichkeit, Dogmen beruhen nicht auf Ideen oder Phantasien, sondern auf einem wahren Geschehen. Und deswegen wollen wir kurz drei Fragen stellen und zu beantworten versuchen.

1. Was ist geschehen?

2. Warum ist es geschehen?

3. Wozu ist es geschehen?

Was ist geschehen? Die allermeisten Theologen nehmen an, dass Maria gestorben ist, gestorben, wie auch ihr Sohn dem Tod verfallen ist. Es ist unwahrscheinlich, dass Maria im lebenden Zustand verwandelt in den Himmel aufgenommen wurde. Nein, es ist mit größter Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass sie den Tod erlitten hat wie auch ihr Sohn und dass dann eine wahre Auferstehung, eine wahre Verklärung stattgefunden hat. Mit ihrem irdischen Leib konnte sie nicht in den Himmel aufgenommen werden, denn „Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht erben“, schreibt der Apostel Paulus. Also musste eine Verwandlung eintreten. Die Verwandlung aber, von der wir hier ausgehen, ist eingetreten nach dem Tode Mariens. Nachdem sie ihren irdischen Lauf vollendet hatte, wurde sie mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen. Wir wissen nicht, wo sich der Leib Mariens befindet, er muss ja irgendwo sein. Er kann sich nicht aufgelöst haben, er kann auch  nicht überall sein. Aber es ist genauso wie mit allen anderen Wirklichkeiten des göttlichen Glaubens: sie sind uns verborgen. Wir müssen jetzt in unserem Schauen zurückhalten, bis einst die Augen geöffnet werden, nach dem Tode in der ewigen Seligkeit.

Warum ist es geschehen? Weil Maria die Voraussetzung dafür hatte, mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen zu werden. Und welches war die Voraussetzung? Es war ihre unbefleckte Empfängnis, ihre Bewahrung vor der Erbsünde. Wir werden von der Erbsünde befreit in der Taufe, Maria ist von der Erbsünde bewahrt worden. Sie hat also den Schaden überhaupt nicht erlitten, von dem wir geheilt werden. Und da musste sie notwendig auch dann die Fülle der Erlösung empfangen, nämlich die Aufnahme mit Leib und Seele in den Himmel. Die Seelen unserer Verstorbenen sind noch in einem vorläufigen Zustand, sie warten ja noch. Sie warten auf ihre Auferstehung des Fleisches. Erst dann ist der Mensch wieder vollkommen. Aber Maria hat diese Vollkommenheit erreicht. Sie ist die Vollerlöste, weil sie die von der Gnade Erfüllte ist, weil sie mit der Erbsünde nichts zu tun hatte und weil sie deswegen auch in den Himmel aufgenommen werden konnte.

Wozu ist es geschehen? Damit wir einen Anhalt haben. Damit wir eine Zuversicht haben. Damit wir wissen, was uns bevorsteht, worauf wir hoffen dürfen. Was mit Maria geschehen ist, das soll und wird mit uns geschehen, wenn wir nur in Treue ausharren. Maria ist ein Siegel der Verheißungen Gottes. Gott betrügt nicht, Gott erfüllt, was er verheißen hat. Und er wird auch an uns erfüllen, was an Maria bereits erfüllt worden ist. Das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel vollendet die Mariendogmen. Es sind vier:

1. Maria, die unbefleckt Empfangene

2. Maria, die Mutter Gottes

3. Maria, die immer Jungfräuliche

4. Maria, die in den Himmel Aufgenommene

Und so können wir heute, meine lieben Freunde, zuversichtlich unsere Blicke nach oben richten, wo Maria in der Herrlichkeit des Himmels, als Königin des Himmels thront. Zu ihr geht unser Sehnen, zu ihr geht unser Rufen, zu ihr geht unser unstillbares Weinen. „Hilf, Maria, hilf auch mir! Ein armer Sünder kommt zu dir. Im Leben und im Sterben lass mich nicht verderben, lass mich in keiner Todsünd’ sterben. Steh mir bei im letzten Streit, o Mutter der Barmherzigkeit!“ Das ist das Pilgergebet von Altötting. Und das sollten wir oft sprechen, denn es enthält unsere Sehnsucht nach dem Himmel, in den wir durch die Hilfe Mariens zu kommen hoffen.

Amen.

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