Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
1. November 2008

Die Wahrheit des ewigen Lebens

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte, zur Verehrung aller Heiligen Versammelte!

Die Erscheinung, über die wir am meisten nachgrübeln, die uns am meisten beschäftigt, ist das Lebensende, der Tod und was nach dem Tode sein wird. Wenn Gott uns sicheres Geleit durch das Leben geben wollte, dann musste er uns auch eine Offenbarung vom Tode und was nach dem Tode kommt schenken. Zu viel hängt davon ab, dass wir wissen, was der Tod bedeutet und was im Tode auf uns zukommt.

Die Wahrheit über den Tod und das jenseitige Leben ist von tiefgreifender Bedeutung. Ach, wenn wir wüssten, was einst sein wird, wenn wir wüssten, was nach dem Tode geschehen wird, wie würden wir unser Leben einrichten! So dachte auch der reiche Prasser, von dem der Herr spricht im Evangelium. Ja, wenn seine Brüder, die seinesgleichen waren, wüssten, in welcher Qual er lebt, dann würden sie sich bekehren. Er führt ein Zwiegespräch mit Vater Abraham; und Abraham sagte ihm: „Sie haben Moses und die Propheten. An die sollen sie sich halten, die sollen sie hören.“ Aber der Prasser ist überzeugt, dass das nicht reicht, noch nicht reicht. Aber wenn einer von den Toten käme, dann würden sie sich bekehren. Abraham weist ihn ab: „Wenn sie auf Moses und die Propheten nicht hören, dann würden sie auch nicht hören, wenn einer von den Toten zu ihnen kommt.“

Es hat immer Versuche gegeben, das Dunkel zu lichten, das hinter dem Tode steht. Eine solche Erscheinung ist der Spiritismus. Der Spiritismus ist ein ausgesprochener Totenkult. Er will durch bestimmte äußere Hilfsmittel, Gebetsketten, Absingen frommer Lieder, Tischrücken ein Mittel gefunden haben, um die Toten anzurufen und zu befragen. Er bedient sich angeblicher Medien, also begabter Menschen, die in der Lage sein sollen, über das jenseitige Reich etwas auszusagen. Das alles, meine lieben Freunde, ist nicht dienlich zu dem Zweck, der damit erreicht werden soll. Eine solche Bemühung ist nicht hilfreich. Es handelt sich beim Spiritismus entweder um Betrug oder um Selbsttäuschung der Teilnehmer infolge Übermüdung oder infolge gegenseitiger Beeinflussung. Die körperliche Erscheinung eines Toten ist nicht ausgeschlossen. Wir wissen, als das furchtbarste Ereignis der Weltgeschichte geschah, als der Herr starb, dass da Tote aus den Gräbern erstanden und vielen erschienen. Das ist eben ein Wunder Gottes. Das ist nicht zu erreichen durch Medien, durch Spiritismus.

Der Okkultismus, also diese Geheimlehre, oder die Parapsychologie, wie man das heute nennt, will mit angeblichen Erscheinungen, Tatsachen und Vorgängen sich beschäftigen, die sich nicht auf erklärbare Ursachen zurückführen lassen. Ich sage nicht, dass der Okkultismus Mumpitz ist. Es gibt Erscheinungen zwischen Himmel und Erde, von denen sich die Schulweisheit nicht träumen lässt, wie es schon im „Faust“ von Goethe heißt. Aber solche außerordentliche Phänomene können nur mit äußerster Vorsicht, mit großer Sachkenntnis und nach sorgfältiger Prüfung anerkannt werden. Spiritismus und Okkultismus haben jedenfalls versagt, wenn es darum geht, Kunde von der jenseitigen Welt zu erlangen. Es läßt sich zeigen, dass sie auch in alle Zukunft uns nicht darüber belehren können, dass diese Brückenbauversuche zum Scheitern verurteilt sind. Warum?  Weil das Jenseits Gott selber ist. Wer dahin eine Brücke bauen will, der muss sie auf Gott selber bauen, und nur Gott kann uns hinübertragen. Alle wirkliche Kunde über das Jenseits kann nur eine religiöse, eine von Gott geschenkte sein. Sie kann nur aus der lebendigen Verbundenheit mit Gott kommen. Es gibt tatsächlich Wege, die hinüberführen, aber nicht Wissenschaft und Technik, nicht visionäre und mediale Menschen können uns hinüberführen, sondern nur gottverbundene Menschen, nur Heilige. Es gibt eine sichere und lebendige Verbindung auch mit den heimgegangenen Menschen, aber nur mit den Menschen, die wirklich heimgekommen sind, die Gott nahe sind. Und diese Verbindung finden nur Menschen, die selber Zutritt zu Gott haben.

Daher kommt es, dass alle wirkliche Offenbarung über das Jenseits nur für liebende Menschen, nur für gottliebende Menschen etwas bedeutet. Der bloßen Neugier, der Sensationslust oder auch der Wissbegier wird kein Wort über dieses Geheimnis gesagt. Wenn wir unser Herz bereiten zur Liebe, dann werden wir etwas davon verstehen. Wir werden nur so viel verstehen, als unsere Gottesliebe zu fassen vermag. Wer keine Liebe hat, dem wird alles, was wir darüber sagen, klein und nichtig erscheinen. Wer eine große Liebe hat, dem wird es von wunderbarer und atemberaubender Süße sein. Und alles, was wir nach dem Tode erwarten, was wir erhoffen können, das lässt sich in drei Sätzen zusammenfassen, nämlich 1. Wir werden leben, 2. Wir werden lieben, 3. Wir werden wissen. Wir werden leben, wir werden lieben, wir werden wissen. Und darüber wollen wir heute, morgen am Sonntag und am kommenden Sonntag nachdenken. Heute über den Satz: Wir werden leben.

Wir werden leben, persönlich leben, nicht etwa nur als eine winzige Welle in einem großen Meer, nicht nur als ein Teilchen, das in immer neuen Gestalten durch immer neue Verwandlungsprozesse hindurchgeht. Gewiß, unsere leiblichen Stoffe, die unseren Körper aufbauen, sind auf einer Wanderung, auf einer Weltwanderung begriffen. Sie können in immer neue Lebewesen, in Pflanzen, Tiere und Menschen eingehen. Aber wir sind mehr und anderes als die Stoffe, die uns leiblich aufbauen. Wie sehr sich auch diese Stoffe wandeln mögen, wir selbst werden niemals vergehen. Unser Ich, unsere Persönlichkeit, unsere Einmaligkeit wird ewig leben. Das ist ein schrecklicher und zugleich tröstlicher Gedanke: Wir können nicht in das Nichts zurückkehren, aus dem uns Gott gerufen hat. Wir können auch nicht durch Umwandlung in ein anderes Sein übergehen. Ich und du und wir alle, alle Menschen, die jemals lebten, hätte ihr Leben auf Erden auch nur eine Stunde gedauert, wir alle werden immerfort sein in dieser Besonderung, in dieser Individualität, in dieser Einmaligkeit.

Damit ist die Lehre von der Seelenwanderung abgetan. Seelenwanderung ist der angebliche Übergang der aus einem sterbenden Körper scheidenden Seele in einen neuen, gleichartigen oder artverschiedenen Körper zur völligen Läuterung und zur sittlichen Vollendung, auf die erst der endgültige Zustand der Ruhe, der Beseligung und der Vergöttlichung erfolgt.

Gestern war in der Mainzer Zeitung ein Bild abgebildet von einer Kuh. Die Hindus in Nepal feiern ein großes Fest. Dieses Fest heißt Tihar. Und zu diesem Fest gehört die Verehrung der Kühe. Warum? Die gläubigen Hinduisten sehen in den Kühen eine Wiedergeburt von Menschen, eine Wiedergeburt von Göttern, vor allem eine Wiedergeburt des Gottes des Wohlstandes. Dieses Fest dauert fünf Tage. Der Glaube an die Wiedergeburt ist nicht auf die Hindus beschränkt. Auch griechische Philosophen wie Pythagoras, Empedokles und selbst Plato haben an die Seelenwanderung geglaubt. Ja sogar in unserer Zeit, in der christlichen Gesellschaft, gibt es Menschen, die an einer Wiedergeburt festhalten. Sie haben alle vielleicht von dem bedeutenden Dirigenten Sergio Celibidache gehört, der vor einigen Jahren gestorben ist. Dieser bedeutende Mann glaubte an die Wiedergeburt. In einem Lama in Berlin sah er eine Reinkarnation, also eine Wiedergeburt des Königsberger Philosophen Immanuel Kant.

Diese Lehre ist ein gigantischer Irrtum. Die Geistigkeit und die Personalität, die sittliche individuelle Entwicklung der Seele und die mangelnde Erinnerung an ein früheres Dasein erweisen die Lehre von der Seelenwanderung als irrig. Es gibt keine Seelenwanderung von einem Individuum zum anderen. Nein, wir werden persönlich fortleben.

Da gibt es Menschen, die nennen diesen Glauben größenwahnsinnig. Wie könnt ihr erwarten, so sagen sie, dass wir winzigen Teilchen des Alls so fortdauern werden. Es genügt, wenn der ganze Kosmos, wenn das All weiterlebt, durch beständige Wandlung die Teile ineinander übergehen. Auf diesen Vorwurf, meine lieben Freunde, können wir zweierlei erwidern. Zunächst: Das Fortleben ist nicht eine Sache unseres Wünschens und Wollens, sondern es kommt darauf an, ob es eine Wirklichkeit ist. Ob wir es wünschen oder wollen, davon hängt nichts ab. Und ich kann es bis zu einem gewissen Grade verstehen, dass Menschen nicht fortleben wollen, dass es ihnen reicht, auf dieser Erde sich geplagt und gemüht zu haben. Und dann ist dieser Glaube auch nicht größenwahnsinnig. Denn unsere Größe ist kein Wahn! Wir besitzen eine Größe. Es ist die Größe des persönlichen Geistwesens. Es ist die Größe des Gotteskindes. Diese Größe steht tatsächlich auf dem Gipfel des Geschaffenen. Alles liegt ihr zu Füßen. Die einzelne Seele ist größer und wichtiger als der ganze Sternenhimmel, und wäre es nur die Seele eines Kindes. Sie ist wichtiger als der ganze Kosmos. Sie ist das Ganze, sie ist das Ziel, sie ist der Gipfel, sie ist die Erfüllung. Wir sprechen zwar gern von der Würde der Persönlichkeit. Aber wir nehmen uns selbst nicht ernst genug, wenn es einmal darauf ankommt. Gott aber macht ernst mit der Würde der geistigen Persönlichkeit. Wenn er auch nur einen einzigen verstehenden Geist geschaffen hätte und gar einen Geist, zu dem er persönlich Du gesagt hat, den er in seine Gnadenerfüllung hineingerufen hat, den er in sein Vertrauen gezogen hat, dann würde er eher die ganze Welt mit ihrer Herrlichkeit zugrunde gehen lassen, als dieses Wunder der Einmaligkeit und der Einzigartigkeit, das in einer solchen Seele lebt.

Er kann ein solches Wesen auch nicht in seine Teile zerlegen; denn ein geistiges Wesen hat keine Teile. Eine geistige Persönlichkeit ist ein Wesen, das ohne Zusammensetzung ist. Sie ist total einfach. Wenn die Seele solche Teile hätte, dann könnte man sie ja wie aus einem Baukasten zusammensetzen zu immer neuen Persönlichkeiten. Dann wäre sie aber auch nicht mehr ein einzigartiges und eigenartiges Wesen. Wir aber haben etwas Unwiederbringliches, etwas Unwiederholbares. Wir haben etwas Einmaliges an uns. Entweder sind wir das, was wir sind, oder wir sind überhaupt nicht. Selbst Gott könnte uns nicht in eine andere Wesenheit verwandeln, in eine Pflanze; er könnte nicht durch einen Umbau uns zu einer anderen Wirklichkeit gestalten. In dieser Einmaligkeit liegt die Größe und die Würde des Menschen, liegt auch der Grund, warum uns Gott an sein Herz nehmen kann und Du zu uns sagen kann. In einem solchen Du liegt das Versprechen der ewigen Treue. Die Treue Gottes kann aber nicht eines Tages ihren Grund verlieren, indem der Gegenstand, indem das Wesen, dem sie treu ist, plötzlich das Dasein verliert. Indem uns Gott überhaupt je anredet und gar indem er uns in liebender Gebärde als sein Kind anredet, macht er es seinem eigenen Herzen unmöglich, seiner ewigen Treue unmöglich, uns fallen zu lassen, uns abzubauen, uns umzuwandeln in ein anderes Sein.

Aus dieser Treue Gottes kann man nur auf eine einzige Weise herausfallen, nämlich indem man sie bricht, indem man sich ihr entzieht. Aber selbst dann behalten wir die Einmaligkeit und damit die unabänderliche Notwendigkeit zu sein, die jeder Geist in sich trägt.

Es gibt, meine lieben Freunde, ein ewiges Leben einer jeden Seele. Gott hat es geoffenbart, und was er offenbart, das ist wahr, unumstößlich wahr, ewig wahr. Daran vermag der Unglaube von Menschen nichts zu ändern. Vor einiger Zeit hat man eine Umfrage gehalten in Deutschland, wie die Menschen es mit dem ewigen Leben halten, was sie glauben. Nur jeder zweite Deutsche glaubt an das ewige Leben nach dem Tod, mehr Katholiken als Protestanten. Was bedeutet diese Zahl? Nichts. Sie bedeutet nicht, dass der Glaube an das ewige Leben falsch ist, sondern dass allzu viele ihr Kaninchenglück auf Erden möglichst lange festhalten wollen, dass sie den Blick nach oben vermeiden, dass es ihnen unheimlich scheint, nach dem irdischen Leben gerichtet zu werden und entweder in den Himmel zu kommen oder in die Hölle verstoßen zu werden.

Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmid hat einmal in einem seiner vielen Interviews gesagt, als er über das jenseitige Leben befragt wurde: „Ich glaube, dass eine Spur von uns bleibt.“ Eine Spur, also eine Fährte, Fußstapfen, aber nicht mehr. Wir kennen die Bremsspur vom Auto, und so etwas Ähnliches hat er sich wohl gedacht, als er meinte, dass eine Spur von uns bleibt. Der Glaube sagt anderes, der Glaube sagt mehr. Als die Gemeinde in Korinth Zweifel an der Auferstehung hatte, schrieb  der Apostel Paulus in seinem ersten Brief: „Wenn wir bloß in diesem Leben auf Christus unsere Hoffnung setzen, so sind wir bejammernswerter als alle Menschen.“ Wenn wir bloß in diesem Leben auf Christus unsere Hoffnung setzen, so sind wir bejammernswerter als alle Menschen. Aber das ist ja gerade unsere Hoffnung, dass wir auch im zukünftigen Leben auf Christus setzen, und deswegen schreibt Paulus in seinem zweiten Brief an dieselbe Gemeinde in Korinth: „Wir sind gewiß, dass wenn unser irdisches Gezelt abgebrochen wird, wir einen Bau von Gott empfangen, ein nicht mit Händen gemachtes ewiges Wohnhaus im Himmel.“ Wir sind gewiß, dass wenn unser irdisches Gezelt abgebrochen wird, wir einen Bau von Gott empfangen, ein nicht mit Händen gemachtes ewiges Wohnhaus im Himmel.

Was der Apostel Paulus lehrt, ist nichts anderes als der Widerhall der Offenbarung Jesu Christi. Der Sohn Gottes, der aus der Welt Gottes zu uns kam, hat uns Kunde davon gebracht, dass wir leben werden, ewig leben werden. In der Stunde seiner Heimkehr zum Vater sagte er seinen Jüngern: „Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Ich gehe hin, euch ein Heim zu bereiten.“ Es gibt eine himmlische Heimstätte, Christus hat es uns geoffenbart. Noch ergreifender ist jene Episode beim Sterben des Heilandes. Am Kreuze hing der Herr der Welt zwischen zwei Verbrechern. Der eine schaute ihn an, dann äußerte er eine Bitte. Er wollte, dass Jesus seiner gedenkt, wenn er in sein Reich kommt. Er dachte, das ist ja nicht viel, ein bloßes Gedenken wollte er haben. Das wird schon ein Trost für ihn sein, wenn der Heiland, dieser Gute in seiner Mitte, an ihn denkt. Er wusste also, dass der Tod nicht das letzte Wort ist. Er ahnte etwas von dem Reiche, das Jesus erwartet. Und deswegen erbat er sich von ihm ein Gedenken in diesem Reiche. Er selber, das wusste er, er wird in der Hölle begraben werden. Dieses Gedenken, diese Bitte, dieser Flehruf reichte aus, dass Jesus ihm den Himmel schenkte: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein!“

Nein, meine Freunde, lassen Sie sich nicht irremachen. Es gibt ein ewiges Leben, und Gott hat uns für dieses Leben bestimmt. Wen er in seine Hand nimmt, der kann ihm nicht entrissen werden. Der schwäbische Dichter Ludwig Uhland hat einmal zum Tode eines Kindes die schönen Verse geschrieben: „Du kamst, du gingst mit leiser Spur, ein flüchtiger Gast im Erdenland. Woher? Wohin? Wir wissen nur: Aus Gottes Hand in Gottes Hand.“

Amen.

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