Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
4. Juni 2006

Gottes Geist – Zeugnis der Wahrheit

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte, zur Festfeier der Geistsendung Versammelte!

Kurz vor Pfingsten veranstaltete ein Meinungsforschungsinstitut eine Umfrage. Gefragt war, ob die Menschen wüssten, was an Pfingsten gefeiert wird. Jeder zweite Deutsche wusste es nicht. Nur 47 Prozent gaben eine bejahende Antwort, dass an Pfingsten die Geistsendung gefeiert wird. Die Menschen, viele Menschen, allzu viele Menschen sind mit den materiellen Dingen und den Genüssen dieses Lebens beschäftigt. Es geht ihnen wie jenen, die guten Samen empfingen, aber ihn unter den Dornen der Wollust und des Behagens erstickten.

Die metaphysische Anlage des Menschen, seine Antenne für Gott, ist aber unausrottbar. In jedem Menschen lebt eine Sehnsucht nach etwas anderem als bloß nach Essen und Trinken, nach Geschlechtsgenuß und Urlaub. Jeder Mensch hat eine Verwiesenheit auf Gott, die unausrottbar ist. Das ist die große, unaufhebbare Chance der Kirche. Der Mensch ist auf Gott verwiesen. Ein Zeichen für diese Verwiesenheit sind die vielen religiösen Gruppierungen und Sekten, die sich in unserem Vaterlande und nicht nur in Deutschland mit rasender Geschwindigkeit ausbreiten. Überall entstehen neue Moscheen. Jedes Jahr fallen tausend christliche Deutsche zum Islam ab. Die Baha’i haben ihr Zentrum in Langenheim bei Hofheim errichtet, und der Dalai Lama plant einen religiösen Mittelpunkt des Lamaismus in Kärnten in Österreich. Diese Gruppierungen, diese religiösen Verbände, diese Sekten treten an die Menschen mit Verheißungen heran. Sie versprechen ihnen Gemeinschaft, Gemeinschaftserlebnis, Selbsterlösung, und so fangen sie viele Menschen ein, viele von den Menschen, die die wahre Religion abgeworfen haben oder die auf der Suche nach Gott sind. Und doch ist das die entscheidende Frage: Wer sagt uns die Wahrheit? Wer zeigt uns Gott, wie er wirklich ist? Es genügt nicht, zu sagen: Wir glauben ja alle an den einen Gott. Es kommt darauf an, was man sich unter diesem Gott vorstellt. Man muss die richtige Vorstellung von Gott haben, nicht irgendeine.

Es erhebt sich die Frage: Wer ist Gott wirklich? Wer kann diese Frage beantworten? Die einzige gültige, die einzige mögliche, die einzige notwendige Antwort auf diese Frage kann nur der geben, der von Gott kommt und der Gott kennt. Dieser eine und einzige ist der Sohn Gottes, Jesus Christus. Er allein gibt eine richtige, eine wahre, eine eindeutige Antwort auf die Frage: Wer ist Gott? Denn in ihm sind die Sehnsüchte und die Erwartungen der Menschen erfüllt. Er ist es, der die Prophezeiungen des Alten Bundes zur Erfüllung gebracht hat, er, das fleischgewordene Wort. In ihm ist das Reich Gottes sogar schon zu uns gekommen, anfanghaft, aber wirklich.

Ich habe hier vor mir, meine lieben Freunde, eine Anzeige, die dieser Tage in der Zeitung erschien. Diese Anzeige wurde aufgegeben von Josef Willenborg, 53 Jahre, Brandenburg. In dieser Anzeige heißt es: „Ich bin aufgewachsen in der DDR, ohne Christus zu kennen. Die Arbeit als Techniker beim Film war schön, doch es blieb leer in mir. Sinn, Richtung und Freude bekam mein Leben erst, als Christus eintrat. Am 17. Juni 2006 werde ich nun zum Priester geweiht. Happy End mit 53 Jahren; besser als beim Film.“ Dieser Mann, Josef Willenborg, hat Jesus gefunden, und er hat begriffen, dass Jesus das letzte und absolute Wort Gottes ist und dass man an diesem Wort in Treue festhalten muss, denn Jesus ist unvergleichlich. Es ist völlig unmöglich, ihn neben Buddha oder Mohammed oder irgendeinen anderen Religionsstifter zu stellen. Es ist unmöglich! Er allein ist der Sohn des ewigen Vaters; er ist das vollkommene Wort der Wahrheit und der Liebe. Ihn haben die Apostel und die Jünger kennengelernt als den Lebendigen, als den Getöteten und als den Auferweckten. Mit ihm sind sie gewandert, mit ihm haben sie gesprochen, von ihm haben sie gehört. Der tödlich Verwundete und doch Lebende, er ist es, der den Jüngern etwas zusprechen kann, das kein anderer vermag, nämlich den Frieden, wie wir ja eben im Evangelium gehört haben. Er gibt ihnen den Frieden, den die Welt nicht geben kann, den sie aber auch nicht nehmen kann. Er gibt ihnen den vollkommenen Frieden, den Frieden, wie sonst niemand ihn zu geben vermag.

Und damit dieser Frieden bei ihnen bleibt, machte er ihnen ein Geschenk, und dieses Geschenk ist eine Person. Es ist die Person des Heiligen Geistes. Es ist nicht so, meine lieben Freunde, wie von nichtkatholischer Seite behauptet wird, dass Gott den Menschen ein Buch in die Hand drückt und sagt: Nun seht, wie ihr damit zurecht kommt! Nein, das tut er nicht! Er gibt mit dem Buche auch den Autor. Er gibt den Verfasser des Buches, nämlich den Heiligen Geist. Er erinnert die Gläubigen an alles, was Jesus gesagt und getan hat; er schließt ihnen den Inhalt dieses Buches auf. Wenn der Heilige Geist die Wahrheit nicht vermittelt, wenn der Heilige Geist die Wahrheit nicht festhält, dann ist es um die Wahrheit geschehen, denn der Mensch ist immer in Gefahr, Gott nach seinem Bilde zu gestalten.

Der Heilige Geist bleibt der Autor der Heiligen Schrift und vermittelt uns ihren Sinn. Er schließt uns auf, was Gott in diesem Buche uns mitteilen wollte. Nicht eine beliebige Auslegung kann uns zufriedenstellen, sondern nur die eine wahre. Bedenken Sie, meine lieben Freunde, dass es für die Abendmahlsworte Christi achtzig – achtzig! – verschiedene Auslegungen gibt. Aber nur eine kann richtig sein, nämlich die, die der Herr intendiert hat. Und diese eine richtige Auslegung vermittelt uns der Heilige Geist. Er sorgt dafür, dass das Evangelium nicht verfälscht wird, dass nicht eine mehrdeutige Auslegung uns in die Irre führt, sondern dass der Heilige Geist uns die eine richtige, bleibende Auslegung vermittelt. Dazu bedient er sich der Menschen, zugegeben, aber der Menschen, die er eben führt und leitet. Dieses Leiten des Herrn vollzieht sich im kirchlichen Lehramt, das vom Geiste Gottes durchdrungen und getragen ist. Es ist nicht wahr, dass dieses Lehramt starr und unbarmherzig sei. Nein, dieses Lehramt ist so fest, wie der Heilige Geist fest ist. Dieses Lehramt vermittelt die Wahrheit, und die Wahrheit ist bleibend, und die Wahrheit ändert sich nicht. Dieses Lehramt vermittelt uns die Treue zum Worte Gottes. Wir dürfen sicher sein, dass wir in der Lehre der Kirche die Person Jesu und das Lebenswerk des Herrn in Wahrheit ausgelegt bekommen, dass die Sehnsucht unseres Herzens hier wirklich und wahrhaftig gestillt wird, dass die Wahrheit Gottes unter uns bleibt und nicht verlorengeht.

Das macht mich, meine lieben Freunde, immer wieder glücklich, wenn ich von Ärgernissen, Skandalen, Mängeln, Fehlern von Männern und Frauen der Kirche lese. Ja, die gibt es, Gott sei es geklagt, viel zu viele. Jeder einzelne Fall ist einer zuviel. Aber es bleibt diese Kirche der Hort, die Säule und die Grundfeste der Wahrheit. Sie bleibt es, weil der Heilige Geist in ihr verharrt.

Dieser Geist Gottes lehrt uns auch die Unterscheidung der Geister. Es gibt ja viele, die sich anbieten und auf dem Markt mit ihrer angeblichen Wahrheit prunken. Aber der Geist lässt uns unterscheiden, was die Wahrheit ist. Im ersten Brief des Apostels Johannes heißt es: „Daran erkennt man den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus im Fleische gekommen ist, der ist aus Gott. Jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott. Dies ist der Geist des Antichrists, von dem ihr gehört habt, dass er kommt, und er ist bereits in der Welt.“

Wahrhaftig, meine lieben Freunde, das Pfingstfest soll uns froh machen, froh machen, weil uns Gott seine wertvollste Gabe gegeben hat, den Heiligen Geist. Er ist in uns, und er bleibt in uns, im einzelnen und in der Kirche. Die Kirche ist das Geschöpf des Geistes. Deswegen feiern wir ja an Pfingsten den Geburtstag der Kirche. Da wurde die Kirche tatsächlich vom Geiste zusammengeführt, als dieses Brausen entstand und die Feuerflammen sich über den einzelnen Aposteln niederließen. Dieser Geist gibt uns die Gewissheit, dass wir mit unseren Sehnsüchten und Hoffnungen nicht ins Leere laufen. Wir kommen in der Kraft dieses Geistes zur Erfüllung; wir werden Freunde des menschgewordenen Gottessohnes. Durch diese Gewissheit gibt er uns die wahre Freude und den bleibenden Frieden. Durch den Heiligen Geist werden wir geistliche Menschen. Wir sprechen gern von den Klerikern als den Geistlichen, und das ist nicht falsch, denn sie haben den Geist empfangen in einer besonderen Weise durch die Weihe zum Priester. Aber auch alle anderen Getauften und Gefirmten sind Geistliche, sind geistliche Menschen. Der Geist ist über sie herabgekommen, und er wohnt in ihnen wie in einem Tempel. Das muss uns mit Freude erfüllen und uns befähigen, in der Kraft dieses Geistes zu leben.

„Wenn ihr vom Geiste erfüllt seid, dann müsst ihr auch nach dem Geiste wandeln.“ So fordert der Apostel Paulus im Römerbrief. Wahrhaftig, das muss unser heutiges Geloben sein und unser Flehen: Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen der Deinen, erleuchte sie mit deinem Lichte und führe sie auf den Wegen des Heiles.

Amen.

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