Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
28. Mai 1989

Jesus, der Messias

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Wenn ein Mensch für sich in Anspruch nimmt, ein Arzt zu sein, dann trifft diese Selbstbezeichnung entweder zu oder nicht. Entweder ist er ein Arzt, oder er ist keiner. Eine dritte Möglichkeit gibt es nicht. Wenn wir einem Menschen einen Titel zulegen, meinetwegen einen akademischen Grad: „Du bist ein Doktor,“ dann hat er entweder diesen Grad erworben, oder er besitzt ihn nicht. Im einen Falle trifft die Bezeichnung zu, im anderen ist sie eine Täuschung.

Nun werden unserem Herrn und Heiland Jesus Christus auch viele Bezeichnungen zugelegt. In dem Gloria der heiligen Messe preisen wir ihn als Sohn Gottes, Lamm Gottes, Sohn des Vaters. „Du allein bist der Höchste, du allein der Heilige, du allein der Herr,“ also lauter schmückende, erhabene Titel, Hoheitstitel, die wir unserem Heiland zulegen. In einem nachkonziliaren Religionsbuch für unsere Kinder steht der Satz: „Die Jünger gaben Jesus die gewaltigsten Namen.“ Jedermann fragt sich: Taten sie das mit Recht, weil ihm diese Namen zukamen, oder haben sie im Überschwang der Begeisterung Titel gewählt, die ihn in eine Sphäre erheben, in die er nicht gehört? Das geht nämlich aus diesem Buch nicht hervor.

Es kommt alles darauf an, daß die Bezeichnungen, die Jesus entweder selbst für sich in Anspruch nimmt oder die ihm gegeben werden, ein Fundament in seiner Persönlichkeit haben. Er muß das sein, was man von ihm aussagt, sonst ist er ein Betrüger, oder wir sind Täuscher.

Der wichtigste Titel, der Jesus von Anbeginn seines Wirkens zukam, ist der des Messias. Das im griechisch geschriebenen Johannes-Evangelium vorkommende, uns geläufige Wort „Messias“ ist die Wiedergabe des hebräischen „Maschiach“, das übersetzt ins Griechische: „Christos“ lautet, lateinisch „Christus“. Das ist also die Kette der Wortbildungen, „Maschiach“ hebräisch, „Messias“ gräzisiert, also dem Griechischen angepaßt, „Christos“ übersetzt ins Griechische und „Christus“ im Lateinischen. Was heißt das Wort „Messias“? Es bedeutet „der Gesalbte“. Der Messias ist der Gesalbte. Und das ist natürlich kein Eigenname, sondern das ist ein Hoheitstitel. Maria, die allerseligste Mutter, hat ihren Knaben nicht Christus gerufen, sie hat ihn Jesus gerufen; denn Christus war nicht sein Eigenname, sein Eigenname hieß Jesus.

Christus ist der Sendungsname Jesu. Jesus ist der Christus, so muß man sprachlich richtig sagen. Jesus ist der Gesalbte, Jesus ist der Messias. Erst später ist Christus zu einem Eigennamen geworden. Heute gebrauchen wir ihn genauso wie „Jesus“, heute ist gar kein Unterschied mehr zwischen „Jesus“ und „Christus“, aber ursprünglich ist „Christus“ eine Amtsbezeichnung für den Messias. Woher kommt denn diese Bezeichnung? Sie stammt aus dem Alten Testament. Im Alten Testament, meine Christen, wurde der König von Israel und der Hohepriester als „Gesalbter“ bezeichnet, gesalbt deswegen, weil sie mit Öl übergossen wurden, als sie in ihr Amt eingesetzt wurden. Das ist die ursprüngliche Bedeutung: „Gesalbt mit Öl“. Diese Bezeichnung des Königs und des Hohenpriesters als Messias hat aber bald Dimensionen angenommen, die über das irdische, historische Niveau des Hohenpriesters und des Königs weit hinausragten. Schon im 2. Samuelbuch kommt der Prophet Nathan zu David und sagt ihm, daß Gott seine Dynastie für alle Zeiten auf dem Throne erhalten werde, daß er einen Sohn haben solle, der seinem Namen ein Haus bauen werde, nämlich den Tempel, und daß er seine Königskrone für alle Zeiten befestigen werde. „Ich will ihm Vater sein, er sei mir Sohn! Vergeht er sich, so werde ich ihn züchtigen. Niemals aber wird meine Huld sich von ihm wenden. Dein Thron soll feststehen für immer!“ Hier wird also vorausgesagt, daß die Dynastie Davids allezeit auf dem Throne sitzen werde.

Aber das ist nicht in Erfüllung gegangen; denn das Haus David ist bald zusammengebrochen, das Reich wurde aufgespalten, und dann gab es jahrhundertelang überhaupt keine Könige mehr. Man muß fragen: Ist die Verheißung, die Gott durch Nathan dem König David gegeben hat, zunichte geworden? Ist Gott seinem Worte nicht treu geblieben? Gott ist treu, auch wenn die Menschen untreu sind! Aber er erfüllt seine Verheißungen häufig anders, als wir Menschen uns das vorstellen. Der König, der gemäß der Verheißung auf dem Throne sitzen sollte, ist offensichtlich einer, der irdische Könige weit, weit überragt. Es ist der ideale König, der Messiaskönig der Zukunft. Und von ihm wurde im Laufe der Heilsgeschichte oft und oft gekündet. Vor allem in den Psalmen, etwa in den Psalmen 2, 72 und 110,  ist von diesem messianischen König, der irdisches Format hinter sich läßt, die Rede. Im Psalm 2 zum Beispiel: „Ich künde ein Machtwort des Herrn. Er sprach zu mir: 'Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt. Ich will dir die Völker zum Erbe geben, die Enden der Erde zum eigenen Besitz.'„ Auf welchen König der davidischen Dynastie trifft das zu? Auf keinen einzigen. Es hat überhaupt noch keinen einzigen irdischen König gegeben, der über alle Völker der Erde geherrscht hat. Das kann offensichtlich nicht gemeint sein, ein irdischer, ein menschlicher König, der alle Völker sich unterwirft und dadurch eine Weltherrschaft antritt. Oder im Psalm 72: „Er gebiete von Meer zu Meer, vom Strom bis ans Ende der Erde. Ihm sollen sich beugen die Wüstenbewohner, seine Feinde zur Erde sich neigen. Alle Könige sollen sich beugen vor ihm, alle Völker ihm dienen.“ Wann ist das je geschehen? Noch niemals, solange diese Erde besteht. Es kann also hier nur eine Gestalt verkündet werden, die weit über die Gestalt eines irdischen Königs hinausreicht. Und so auch Psalm 110: „Spruch des Herrn zu meinem Herrn: Zu meiner Rechten setze dich, bis ich deine Feinde dir als Schemel zu Füßen lege! Aufgehen läßt deines Herrschtums Szepter vom Sion der Herr. Herrsche im Rang deiner Feinde! Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedechs. Zu deiner Rechten der Herr zerschmettert Könige am Tage seines Grimms, richtet die Völker.“ Wiederum eine Gestalt, deren Züge alles Irdische weit hinter sich lassen.

Das ist die Messiaserwartung des Alten Testaments. Die Juden waren das auserwählte Volk, und sie sollten das Heil an alle anderen Völker vermitteln. Ein Heilsbringer sollte aus ihrer Mitte aufstehen, nämlich der Messias, der Gesalbte des Herrn, und die Königsherrschaft Gottes aufrichten. Die Juden haben also geharrt und geharrt. Sie haben die grauen Horizonte abgespäht nach dem ersten Schimmer seines Lichtes. Aber der Messias kam nicht. Er kam jahrhundertelang nicht. Und als er kam, da erfüllten sich die Worte des Johannesprologs: „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinigen nahmen ihn nicht auf.“ In Jesus ist die Messiaserwartung des Alten Testamentes erfüllt worden.

Nun war Jesus in dem Gebrauch des Wortes Messias sehr vorsichtig. Erst mit Beginn seines Leidens ist er mit dem Wort „Messias“ – hervorgetreten. Während seines früheren Wirkens hat er dieses Wort gemieden. Warum? Weil sich die Messiaserwartung der Juden von der religiösen Sphäre in die national-politische verlagert hat. Die Juden erwarteten als Messias einen irdischen König, der sie von dem „Schwein“ – das waren die Römer – befreien würde und das Reich Israel in Herrlichkeit aufrichten würde. Jesus aber kam, um sein Volk von seinen Sünden zu erlösen. Nicht politisch, nicht national und schon gar nicht nationalistisch, sondern religiös-sittlich war sein Anspruch. Diesen Anspruch, ein König zu sein, hat Jesus allerdings erhoben, vor allem, unübersehbar, in seinem Leiden. Sein Einzug in Jerusalem war schon eine messianische Tat. Er kam wie ein König, aber nicht als kriegerischer König auf einem Roß – das Pferd ist das Instrument des Soldaten –, nein, auf einem Esel, auf einem Haustier, auf einem Lasttier, das friedlich ist, um auf diese Weise sein neuartiges Königtum zu dokumentieren. Und als er vor dem Gerichte stand, vor den Hohenpriestern und vor Pilatus, da hat er sein messianisches Königtum bekannt. Der Hohepriester fragte ihn: „Bist du der Christus?“ Das heißt: der Gesalbte, der Messias. „Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten?“ Jesus sprach zu ihm: „Ich bin es!“ Das heißt: Ja. Und Pilatus geht ganz von dieser Anklage und von diesem Bekenntnis aus, denn er fragte ihn: „Bist du der König der Juden?“ Messias ist eben gleich König. „Bist du der König der Juden?“ Jesus antwortete ihm: „Du sagst es!“ Das besagt: Ja, ich bin es! Und obwohl Pilatus als Heide natürlich nicht an den Messias glaubte, hat er doch diesen Anspruch als Überschrift über das Kreuz geschrieben: König der Juden.  Messias. Er hat also den Anspruch Jesu auf die Messianität durch diesen Kreuzestitulus anerkannt.

Jetzt erhebt sich natürlich die Frage: Konnten denn die Juden die Messianität Jesu, die so ganz anders war, als sie es erwarteten, erkennen? War es ihnen möglich, in Jesus den Erfüller der Heilserwartung des Alten Testamentes zu erkennen? Wir müssen darauf antworten: Ja, es war ihnen möglich, sie sollten und sie konnten in Jesus den Messias erkennen. Schon als Johannes im Gefängnis saß und seine Jünger ausschickte mit der Frage: „Bist du es, der da kommen soll,“ nämlich der Messias, „oder sollen wir einen anderen erwarten?“, gebraucht Jesus Worte, die aus dem Propheten Isaias genommen, an den Messias erinnern: „Gehet hin und meldet dem Johannes, was ihr seht und hört: Bline sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, Armen wird Frohbotschaft verkündet. Heil dem, der sich an mir nicht ärgert!“ Das ist die Beschreibung seiner messianischen Sendung. In seinen Worten, aber auch in seinen Taten hat sich Jesus als der Messias erwiesen.

In seinen Worten hat er sich als der Messias erwiesen. Er spricht ganz anders als die Schriftgelehrten. Er hat eine ganz andere Autorität. Von seinen Worten sagt er: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen!“ Welcher Rabbi, welcher Lehrer, welcher Professor kann so etwas von sich sagen: Meine Worte werden nicht vergehen, auch wenn Himmel und Erde vergehen? Das kann nur jemand sagen, der weit, weit über Prophetenniveau hinausragt. Oder wenn er zur Jüngerschaft auffordert, darf man nicht zögern. Einem sagte er: „Folge mir nach!“ Dieser bat: „Laß mich zuvor noch meinen Vater begraben!“ „Laß die Toten ihre Toten begraben!“ gibt ihm Jesus zur Antwort. Er muß sofort kommen. Die Pflichten gegen ihn gehen selbst den Pflichten gegenüber einem alten Vater vor. Und in der Bergpredigt setzt er dem, was den Alten gesagt wurde, entgegen, was er sagt. Da heißt es: „Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt wurde: Du sollst nicht töten! Wer aber tötet, der soll dem Gerichte verfallen sein. Ich aber – darin liegt der Gegensatz – Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt, wird des Gerichtes schuldig sein. Wer zu seinem Bruder sagt: Dummkopf, muß dem Hohen Rate verfallen sein. Wer sagt: Du Narr, wird dem höllischen Feuer verfallen sein!“ Und an einer anderen Stelle: „Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt wurde: Du sollst nicht ehebrechen. Ich aber – wieder der Gegensatz – sage euch: Jeder, der ein Weib lüstern ansieht, hat schon Ehebruch mit ihr begangen in seinem Herzen.“ Eine ungeheuere Vertiefung, Versittlichung der Botschaft. Dann wendet er sich gegen die Scheidung. „Es ist den Alten gesagt worden: Wer sein Weib entlassen will, der soll ihr einen Scheidebrief geben,“ also ein Papier in die Hand drücken. „Ich aber sage euch: Jeder, der sein Weib entläßt, der macht, daß sie die Ehe bricht. Und wer die Entlassene zur Ehe nimmt, der bricht die Ehe.“

Diese sogenannten Antithesen der Bergpredigt künden davon, daß Jesus in einer ganz anderen Weise Lehrer ist als die Schriftgelehrten. Die Zuhörer haben das gespürt. Sie sagten: Das ist eine andere Rede als die der Schriftgelehrten, das ist eine Rede in Vollmacht – einer Vollmacht, wie sie dem Messias zu eigen ist. Und dasselbe gilt auch, meine lieben Christen, für seine Taten. Andere haben den Menschen auch geholfen, als Ärzte und als Exorzisten. Aber Jesus will nicht nur einer hie und da auftauchenden Not begegnen. Jesus will mit seinen Taten die Gottesherrschaft heraufführen. Er will das Böse grundsätzlich überwinden. Seine Taten dienen dazu, die heile Welt anzukündigen, die Gott am Ende der Tage heraufführen wird und die jetzt schon in seiner Person und in seinem Wirken beginnt. Und deswegen beginnt er auch seine ganze Tätigkeit mit den Worten: „Kehret um, das Reich Gottes ist nahe!“ Das hat keiner gesagt von denen, die vor ihm kamen und die Propheten waren. Das Reich Gottes ist nahe, weil nämlich sein Sendbote nahe ist, Jesus Christus. Das Reich Gottes ist nahe, weil der Messias gekommen ist, unser Heiland Jesus Christus.

Glauben Sie nicht, meine lieben Freunde, daß diese Überlegungen überflüssig sind! Wenn Sie heute Bücher katholischer Theologen, seien es Professoren, seien es solche, die für die Kinder Bücher verfassen, lesen, da finden Sie, ich möchte sagen: mehrheitlich die Ansicht vertreten, Jesus habe sich überhaupt nicht als der Messias verstanden, sondern da heißt es beispielsweise: „Die Jünger gaben ihm die gewaltigsten Namen.“ Das bedeutet: Sie haben ihn in ihrem Glauben, in ihrer Begeisterung, in ihrer Phantasie zum Messias erhoben. Dagegen müssen wir entschieden Front machen und sagen: Die Tatsachen beweisen uns, daß Jesus der von den Juden erwartete Messias ist, obgleich die Erfüllung die Verheißung in einer Weise überboten hat, wie es die Juden sich schwer vorstellen konnten. Manche von ihnen, viele von ihnen haben ja zum Glauben gefunden, z.B. der Nathanael von Kana. Als Jesus ihm sagt: „Ich habe dich gesehen unter dem Feigenbaum,“ da sagt er: „Du bist der König von Israel!“ Das heißt: Du bist der Messias. Also, es haben ihn Menschen erkannt. Es war möglich, ihn zu erkennen. Petrus hat das Messiasbekenntnis in Cäsarea Philippi gesprochen. „Was sagen die Leute vom Menschensohn?“ fragt Jesus. „Na ja, die einen sagen: Das ist der Elias, der wiedergekommen ist, oder es ist der Jeremias, oder es ist sogar der vom Tode auferweckte Johannes der Täufer.“ Das ist natürlich alles falsch, und deswegen fragt der Heiland weiter: „Aber ihr, meine Vertrauten, ihr, für wen haltet ihr mich?“ Da gibt Petrus die wunderbare Antwort: „Du bist der Christus,“ – das ist „der Gesalbte“, der „Messias“ – „der Sohn des lebendigen Gottes!“ Die Jünger haben ihn erkannt. Sie haben ihn nicht hochstilisiert zum Messias, sondern sie sind in seine Wesensart eingedrungen. Sie haben begriffen, wer er war, aber sie haben ihm nicht gegeben, die sie sich aus den Fingern gesogen und die kein Äquivalent in der Wirklichkeit Jesu haben.

Auch die Dämonischen erkennen Jesus. Die Dämonen rufen schon bei seinem Näherkommen aus: „Ich weiß, wer du bist. Du bist der Heilige Gottes!“ Die Dämonen sind schlau. „Du bist der Heilige Gottes!“ Sie haben die richtige Erkenntnis, aber Jesus gebietet ihnen, denn er will nicht, daß die Juden in die Meinung verfallen, er sei ein politisch-nationaler Messias, deswegen gebietet er diesen Leuten Schweigen. Er will kein Mißverständnis nähren. Er will nicht deswegen abgelehnt werden, weil die Menschen eine ganz andere Messiasgestalt erwarten, als er sie nach Gottes Auftrag zu bieten vermag. Aber daß Jesus die Messiaswürde besessen hat, daß er sie in Anspruch genommen hat, daran ist überhaupt kein Zweifel. Einmal weist er darauf hin, daß die Menschen, die ihn hören und die seine Taten sehen, zum großen Teil ihm den Glauben verweigern. Diesen Glauben zu verweigern, das ist allerdings eine ganz schlimme Sache. Deswegen kann der Herr auch zu Drohungen greifen; denn er sagt: „Wehe dir, Chorazin, wehe dir, Bethsaida. Wären die Wunder, die bei euch geschehen sind, in Tyrus und Sidon – also in den lasterhaften heidnischen Großstädten am Meer – geschehen, sie hätten längst in Sack und Asche Buße getan. Es wird diesen Großstädten beim Gericht erträglicher ergehen als euch.“ Warum? Weil sie das Heilsangebot, das Gott ihnen in seinem Messias gemacht hat, abgelehnt haben; weil sie sich dem Glauben, der ihnen angeboten war und zu dem die Gnade bereit lag, verweigert haben. Und an einer anderen Stelle weist er darauf hin, daß das heidnische Ninive Buße getan hat, sich bekehrt hat, als der Prophet Jonas Buße predigte. „Hier ist mehr als Jonas,“ sagt er, nämlich bei ihm. „Hier ist mehr als Jonas!“ Hier ist nicht nur ein Prophet, hier ist der König der Propheten, hier ist der Messias Gottes selbst erschienen, und wer ihm den Glauben verweigert, der kann nur seines Heiles verlustig gehen.

Und deswegen sitzt dieser Messias an den Halden von Jerusalem und weint, und weint über eine verlorene Stadt, weint über eine verlorene Stunde, weint über ein verlorenes Volk. „Ach, daß du es doch erkannt hättest, die Stunde deines Heiles! Jetzt aber ist es verborgen vor dir!“

Amen.

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