Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
30. April 1989

Die Heilung von Besessenen durch Jesus

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Wunder sind Tatsachen. Das haben wir uns am vergangenen Sonntag anhand der Quellen vor Augen geführt. Tatsachen sind auch die Heilungswunder. Jesus hat wirklich mit seiner göttlichen Kraft und Macht Kranke, unheilbar Kranke, geheilt. Er hat aber auch von Dämonen Besessene in seine heilende Tätigkeit einbezogen.

Es gibt ein Reich der Dämonen. Dämonen sind gefallene Engel. Sie schweifen durch die Erde und durch die ganze Welt und suchen der Schöpfung und namentlich den Menschen zu schaden. Vor allen Dingen wollen sie den Menschen in ihre eigene Unseligkeit hineinziehen, ihn von Gott abspenstig machen und ihn des ewigen Heiles berauben. Das ist eine Erscheinung, die wir schon beim Menschen beobachten können. Wer selber von Gott abgefallen ist und im Schlamm sittlicher Verkommenheit sich wälzt, der ist so lange nicht ruhig, bis er nicht die anderen zu sich hinabgezogen hat. So tun es auch die Dämonen, die gefallenen Engel. Sie versuchen den Menschen mit phantastischen Vorstellungen. Sie machen ihm Versprechungen. Aber sie nehmen auch unter Umständen Besitz vom Menschen, und das nennt man Besessenheit. Besessenheit ist eine Besitzergreifung des Leibes des Menschen durch den bösen Geist. Solche Besessenheit ist nicht mit irgendwelchen psychischen Krankheiten gleichzusetzen, auch wenn die Erscheinungen äußerlich ähnlich sein mögen, sondern Bessenheit ist eine Erkrankung sui generis, eine eigenartige, und zwar nur mit übernatürlicher Erkenntnis festzustellende Erkrankung.

Der Herr hat keinen Zweifel daran gelassen, daß er zu seiner Zeit gegen die Besessenen angegangen ist. Auch dazu ist er in die Welt gekommen. Der Gottessohn hat Fleisch angenommen, damit er den Fürsten dieser Welt stürze. „Dazu ist er erschienen, daß er die Werke des Teufels zerstöre,“ heißt es im 1. Johannesbrief. Er sollte die Werke, die Bollwerke, die Festungen des Teufels niederreißen. Also mußte er auch den Kampf gegen die Dämonen, mußte er den Kampf gegen die Besessenheit aufnehmen. Er hat das Reich Gottes ausgerufen, aber sein Ausruf ist nicht ein ohnmächtiges Sprechen. Sein Ausruf ist ein mächtiges Handeln. Wenn er, der Sohn Gottes, redet, dann geschieht, was er befiehlt!

Er handelt mit Worten, und er handelt mit Taten. Wenn er das Reich Gottes begründen wollte, mußte er gegen das Reich des Satans angehen. Dieses Reich ist an wenigen Stellen greifbarer als dort, wo Satan Menschen in Besessenheit, in besessener Gefangenschaft hält. Darum hat der Herr auch den Kampf gegen die Besessenheit in entschiedener Weise aufgenommen. Das Evangelium zeugt an vielen Stellen von diesem gigantischen Ringen.

In Kapharnaum war er in der Synagoge und lehrte. Da war auch ein Mann, der einen unreinen Geist hatte; und dieser schrie: „Ha, was haben wir mit dir zu schaffen, Jesus von Nazareth? Du bist gekommen, uns zu verderben. Ich weiß, wer du bist: Der Heilige Gottes!“ Ungeheures Aufsehen in der Synagoge, als da plötzlich aus diesem Manne eine solche Stimme ertönte. „Was haben wir mit dir zu schaffen?“ Das klingt nach Feindschaft und Abwehr. Wir wollen eben nichts mit dir zu schaffen haben, denn wir wissen, du bist gekommen, uns zugrunde zu richten. Das mitten im Gottesdienst, an einem Sabbat, als der Herr in der Synagoge weilte und den Gottesdienst mitfeierte!

Jesus drohte dem bösen Geiste und sprach: „Verstumme und fahre aus von ihm!“ Das war ein Befehl, und dem Befehl folgt die Ausführung. Der unreine Geist riß ihn hin und her und fuhr mit lautem Geschrei von ihm aus. Alle, die in der Synagoge waren, erlebten das mit. Sie fragten untereinander voll Verwunderung: „Was ist denn das? Das ist eine neue Lehre mit Vollmacht! Er gebietet sogar den unreinen Geistern, und sie gehorchen ihm!“ Also ähnlich wie bei den Krankenheilungen: Der Herr zeigt sich überlegen über die mächtigen Dämonen. Er ist stärker als diese Starken.

In einem anderen Falle ging es noch viel dramatischer zu, nämlich da, wo keine Juden lebten, sondern Heiden, jenseits des galiläischen Meeres im Gebiete der Leute von Gerasa. Als er aus dem Schifflein stieg, da lief ihm von den Grabhöhlen ein Mann mit einem unreinen Geist entgegen. Das war ein toller Kerl, dieser Mann. Er lebte in den Grabhöhlen, also an einem unheimlichen Ort, und war wütend und aggressiv. Man hatte ihn oft mit Fußfesseln und Ketten gefesselt. Aber die Ketten waren von ihm zerrissen und die Fußfesseln zerrieben worden. In seiner unbändigen Stärke konnte ihn niemand bändigen. Immerfort, Tag und Nacht, hielt er sich in den Grabhöhlen, also an einem unreinen Ort, auf und schrie und schlug sich selbst mit Steinen. Als er nun Jesus von ferne sah, lief er hin, warf sich vor ihm nieder und schrie: „Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, du Sohn Gottes, des Allerhöchsten? Ich beschwöre dich bei Gott, quäle mich nicht!“ Hier sehen wir wieder die Abwehr. „Was habe ich mit dir zu schaffen?“ Er will eben nichts zu tun haben mit Jesus und fürchtet, daß er von ihm gequält werden könnte, weil Jesus gegen den Dämon angeht. Bezeichnend ist auch, daß die Besessenen Jesus erkennen. Die Juden, die nicht besessen waren, haben ihn vielfach nicht in seiner Wesensart begriffen. Aber die Besessenen erkennen ihn. Deswegen ruft dieser Besessene: „Jesus, du Sohn Gottes, des Allerhöchsten!“ Jesus gebot dem unreinen Geist: „Fahre aus von diesem Menschen!“ Und er fragte ihn: „Wie heißt du?“ Der böse Geist hat einen Namen. Er antwortet ihm: „Legion ist mein Name; denn wir sind viele.“ Also dieser Mann war von mehreren, ja von vielen bösen Geistern besessen. Er bat ihn inständig, er möchte sie (die Dämonen) nicht aus dieser Gegend vertreiben. Es war aber dort am Berg eine große Schweineherde auf der Weide. Daß es Schweine sind, zeigt uns, daß wir in heidnischem Lande sind, denn die Juden durften keine Schweine halten und kein Schweinefleisch essen. Die Geister baten ihn: „Jage uns in die Schweine, laß uns in sie fahren!“ Sie wollen also statt in dem Manne jetzt wenigstens in den Schweinen Behausung finden. Jesus gestattete es ihnen sogleich. Da fuhren die unreinen Geister aus und in die Schweine. Die Herde stürzte sich den Abhang hinunter in den See, und sie ertranken im See. Ihre Hirten aber flohen davon und meldeten es in der Stadt und auf den Gehöften. Und die Leute gingen hinaus, um zu sehen, was geschehen war. Und was sahen sie? Sie sahen den Besessenen, der wie toll gewesen war, jetzt da sitzen, angekleidet und bei gesundem Verstande. Er war ganz umgewandelt, dieser Mann, weil die Besessenheit von ihm gewichen war. Und sie fürchteten sich. Warum? Immer dann, wenn Gottes Hand im Spiele ist, äußert sich der religiöse Mensch in Furcht, in heiliger Ehrfurcht vor dem gebietenden Gott. Die Augenzeugen erzählten ihnen, was mit dem Besessenen vorgefallen war und mit den Schweinen. Da baten sie ihn, er möge sich entfernen aus ihrem Gebiet. Sie hatten nämlich Sorge um ihren Besitz, denn immerhin war eine große Schweineherde zugrunde gegangen.

Und schließlich noch ein drittes Beispiel für die machtvolle exorzistische Tätigkeit unseres Heilandes. Einmal sah der Herr, wie eine Menschenmenge zusammenstand, seine Jünger, viel Volk, Schriftgelehrte. Ein Wortwechsel. Er fragte sie: „Worüber streitet ihr?“ Da antwortete ein Mann: „Meister, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht. Er ist von einem stummen Geist besessen. Wenn er ihn packt, zerrt er ihn hin und her. Dann schäumt er, knirscht mit den Zähnen und liegt starr da. Ich sagte deinen Jüngern, sie möchten ihn austreiben, aber sie vermochten es nicht.“ Hier hat also der Vater eines besessenen Knaben sich um die Jünger bemüht und sie gebeten, die Heilung an seinem Knaben zu vollziehen. Aber es war ihnen nicht möglich. Da stöhnt Jesus auf: „O ungläubiges Geschlecht! Wie lange soll ich noch bei euch sein, wie lange euch ertragen? Bringet ihn her zu mir!“ Jetzt also kommt der große Wundertäter, der gewaltige Gottessohn, der mächtige Exorzist und läßt sich den Knaben vorweisen. Sie brachten ihn zu ihm. Sobald er ihn erblickte, zerrte ihn der Geist. Er fiel zu Boden und wälzte sich schäumend hin und her. Da fragte Jesus seinen Vater: „Wie lange hat er dieses Leiden?“ Wie ein Arzt sucht der Herr die Genese des Übels zu erforschen. Der Vater antwortete: „Von Kindheit an. Schon oft hat er ihn ins Feuer und ins Wasser geworfen, um ihn umzubringen. Wenn du etwas vermagst, so erbarme dich unser und hilf uns!“ Wenn du etwas vermagst! Diese Bemerkung klingt nicht gut. Sie verrät Zweifel an der Macht Jesu. Jesus sprach zu ihm: „Was das angeht 'wenn du etwas vermagst', so wisse: Wer glaubt, dem ist alles möglich.“ Also, er soll nicht zweifeln an dem Vermögen Jesu. Er soll ihm Glauben schenken. Er soll vertrauen, daß Jesus die Macht hat, den unreinen Geist zu vertreiben und seinen Knaben zu heilen. Wer glaubt, dem ist alles möglich! Sogleich besannsich der Vater des Knaben und rief: „Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ Eines der schönsten Gebete im ganzen Evangelium. Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben! Ich glaube, aber mein Glaube ist noch schwach, und so stärke ihn! Ich glaube, Herr, hilf meinem Unglauben! Da Jesus sah, daß das Volk herbeieilte, drohte er dem unreinen Geist und sprach: „Du unreiner Geist, ich gebiete dir: Fahre aus von ihm und komme nie mehr wieder!“ Da schrie er, schüttelte ihn heftig und fuhr aus. Und der Knabe war wie tot, so daß die meisten sagten: „Er ist gestorben.“ Jesus aber nahm ihn bei der Hand und richtete ihn empor, und er stand auf. Zu Hause fragten die Jünger Jesus: „Warum haben wir ihn nicht austreiben können?“ Er antwortete ihnen: „Diese Art kann nur ausgetrieben werden durch Gebet und Fasten.“

Das sind drei Beispiele, meine lieben Freunde, für machtvolle exorzistische Tätigkeit unseres Heilandes. Dieses exorzistische Handeln ist von der Person und vom Wirken Jesu nicht zu trennen. Wer es psychologisch erklären will, wer religionsgeschichtliche Parallelen heranzieht, der versündigt sich gegen Geist und Buchstaben des Evangeliums. Hier zeigt sich Jesus in Aktion als der, der die Gottesherrschaft aufrichtet, indem er gegen das Reich des Teufels angeht und es besiegt. Dazu ist der Menschensohn erschienen, daß er die Bollwerke des Teufels zerstört. Eben das tut er hier. Und wiederum, wie bei den Wundern, können wir uns auf die Zeugen des Geschehens verlassen. Die Zeitgenossen Jesu haben seine exorzistische Tätigkeit nicht bestritten, sie haben sie nur falsch gedeutet. Denn sie sagten, als er die unreinen Geister austrieb: „Durch Beelzebul, den obersten der bösen Geister, treibt er die Geister aus.“ Also daß er sie austreibt, ist für sie gar keine Frage. Sie verdächtigen ihn nur, mit dem obersten Teufel in Verbindung zu stehen und dadurch Macht über die bösen Geister zu haben. Aber Jesus zeigt ihnen, daß dieser Vorwurf lächerlich, ja widersprüchlich ist. Er kannte ihre Gedanken und sprach: „Jedes Reich, das in sich selbst uneins ist, zerfällt, und ein Haus stürzt über das andere. Wenn also auch Satan mit sich selbst uneins ist, wie wird sein Reich Bestand haben können? Ihr sagt, ich treibe durch Beelzebul die Geister aus.“ Der Teufel geht doch nicht gegen sich selber an. Da müßte sein Reich längst zusammengebrochen sein. Es ist aber nicht zusammengebrochen. Also ist die Erklärung falsch. „Wenn ich aber durch Beelzebul die Geister austreibe, durch wen treiben euere Söhne sie aus?“ Er zieht jetzt ein anderes Argument heran. Auch die Söhne der Frager nehmen Exorzismen vor, und selbstverständlich bedienen sie sich dabei nicht der Anrufung des Teufels, sondern des Namens Gottes. „Deswegen werden sie selbst euere Richter sein.“ Sie werden es sich nämlich nicht gefallen lassen, daß man sagt: Durch Beelzebul treiben sie die Teufel aus. Und jetzt kommt die wahre Erklärung: „Wenn ich aber die bösen Geister durch den Finger Gottes austreibe, so ist wahrhaftig das Reich Gottes zu euch gekommen.“

Das ist also die Erklärung. Der Finger Gottes, die Macht Gottes ist es, die ihm die Gewalt über die bösen Geister gibt. Das ist die Aufrichtung der Gottesherrschaft durch Jesus, durch seine Überwindung der Herrschaft des Satans.

Der Herr hatte es eilig. Er wußte, daß er nicht viel Zeit hatte, um sein Werk zu vollbringen, und deswegen hat er sich nach Helfern umgesehen bei seiner exorzistischen Tätigkeit. Er bestellte seine Jünger ebenfalls zu Teufelsaustreibern. Er gab ihnen Macht, nicht nur zu predigen, nicht nur Krankheiten zu heilen, nein, er gab ihnen Macht auch über die bösen Geister. Und er sandte sie zu zwei und zwei aus, damit sie die bösen Geister austrieben, und das haben sie auch getan. Die alte Kirche hat diese Tätigkeit Jesu aufgenommen. Sie hat eine eigene Weihestufe eingerichtet, nämlich das Exorzistat, eine eigene Weihestufe für diejenigen, die einmal den Kampf gegen den Satan führen sollten. Die nachkonziliare Zeit hat diese Weihestufe abgeschafft. Der Teufel wird sich darüber gefreut haben; denn seine Macht ist heute genauso am Werke wie zu der Zeit Jesu.

Vor wenigen Wochen hat die evangelische Schwesternschaft in Darmstadt eine kleine Schrift herausgegeben über dämonische Einflüsse in unserer Zeit. Diese guten Frauen sehen die Dämonen am Werk vor allem in der Rockmusik. Die Rockmusik ist mit dem Satanismus verknüpft, so haben sie beobachtet. Es gibt Rockbands, die haben einen Pakt mit dem Satan geschlossen. Schon der Name deutet darauf hin: „Antichrist – Kampf dem Christus“, so heißt eine Rockband. Eine andere heißt „Ritter des Satans“. Eine dritte „We are the people of Satan“ – sie sind Satans Volk. Und diese satanische Musik strömt über unsere Jugend und sucht sie in den Satanismus hineinzuführen, sucht sie emotionell aufzurühren und für die Suggestionen des Satans empfänglich zu machen. Der Satan ist heute am Werke wie zur Zeit Jesu.

Ein oberitalienischer Bischof hat deswegen in seiner Diözese vier Priester eigens beauftragt mit Teufelsaustreibungen, mit Kampf gegen die Dämonen. Es gibt solche Erscheinungen auch heute, und die Kirche weiß darum.

Lassen wir uns nicht irremachen! Nehmen wir den Satan und sein Reich ernst! Führen wir den Kampf gegen die Dämonen! Wir sind sicher, zu siegen, wenn wir uns mit dem verbünden, der gekommen ist, die Bollwerke des Teufels zu zerstören.

Amen.

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