Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
18. März 2012

Die „Brüder“ Jesu

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Es gehört zu den Tricks des Unglaubens, Bibel und Dogma in einen Gegensatz bringen. Dieselben Leute, die sonst in der Bibel Mythen finden wollen, berufen sich plötzlich auf die biblische Geschichte, um den Glauben der Kirche bloßzustellen. Sie sagen, die Dogmen, also die Glaubenssätze der Kirche, hängen in der Luft. Sie haben keine Bodenberührung. Anders ausgedrückt: Es handelt sich bei ihnen um Ideen, Gedanken, Vorstellungen, die keine Entsprechung in der Wirklichkeit haben. In der Geschichte der Menschen finden sie keine Begründung. Sie versuchen also, den Dogmen den geschichtlichen Boden unter den Füßen wegzuziehen. Tatsächlich, wenn es so wäre, dass die Dogmen bloße Ideen sind, die keine geschichtliche Entsprechung haben, dann wäre unser Glaube ein Märchen. Dann würde der Glaube eine Vorstellung sein, die mit der Wirklichkeit nicht übereinstimmt. Soweit die Dogmen die Geschichte berühren, müssen sie geschichtlich begründet sein. Glaube und Geschichte müssen sich decken. Was im Glauben angenommen wird, das muss auch geschichtlich erwiesen sein. Es gibt geschichtliche Dogmen, wie die Menschwerdung Gottes und die Auferstehung Christi. Ein Dogma, dem die geschichtliche Grundlage fehlt, ist bodenlos. Wir können und wollen nicht annehmen, was nicht wirklich ist. Unser Glaube ist nicht blind. Unser Glaube ist ein denkender Glaube.

Nun gibt es Theologen, die wollen den Glauben festhalten. Aber sie meinen, es bestehe eben ein Unterschied, ein Gegensatz zwischen Glauben und Wissenschaft. Man könne im Glauben für wahr halten, was die Wissenschaft verwirft. Es gibt eine doppelte Wahrheit. Eine Wahrheit, die für den Glauben gilt, und eine andere Wahrheit, die für die Wissenschaft gilt. Damit Sie nicht meinen, ich fuchtele mit der Stange im Nebel herum, will ich Ihnen vorlesen, was der evangelische Theologe Ferdinand Christian Baur in Tübingen schreibt: „Für den Glauben mag die Menschwerdung Gottes eine historische Tatsache sein. Auf dem Standpunkt des spekulativen Denkens aber ist die Menschwerdung Gottes keine einmal geschehende geschichtliche Tatsache, sondern eine ewige Bestimmung des Wesens Gottes, vermöge welcher Gott nur insofern in der Zeit Mensch wird, in jedem einzelnen Menschen, sofern er von Ewigkeit Mensch ist.“

Diese Theologen nehmen eine doppelte Wahrheit an. Für den Glauben kann wahr sein, was von der Geschichtswissenschaft abgelehnt wird. Wer sich den gesunden Menschenverstand bewahrt hat, wird sagen, eine solche Konstruktion ist unmöglich. Es kann nicht etwas wahr für den Glauben sein, das für die Wissenschaft nicht wahr ist. Glaube und Wissenschaft müssen sich decken. Sie müssen im Gegenstand übereinstimmen. Die Wahrheit ist allgemein gültig für jede Art des Erkennens, ob für das Wissen oder für den Glauben. Es ist ausgeschlossen, im Glauben festhalten zu wollen, was man als Geschichtsforscher für unwissenschaftlich erklärt. Gott widerspricht sich nicht. Er ist der Herr der gesamten Wirklichkeit. Derjenigen, die durch den Glauben erkannt wird, und der anderen, die durch die Wissenschaft erforscht wird.

 Ein Beispiel, wie versucht wird, den Glauben der Kirche zu unterminieren, ihn als ungeschichtlich zurechtzuweisen, ist die Immerwährende Jungfräulichkeit Mariens. Es ist katholischer Glaubenssatz: Maria war Jungfrau vor der Geburt, in der Geburt und nach der Geburt. Unter den Kirchenvätern treten die bedeutendsten als Verteidiger der Jungfräulichkeit Mariens auf: Origenes, Ambrosius, Hieronymus, Augustinus, Basilius. Der letztere erklärte: „Die Christusfreunde ertragen es nicht zu hören, dass die Gottesgebärerin jemals aufhörte, Jungfrau zu sein.“ Augustinus hat es klassisch formuliert: „virgo concepit, virgo peperit, virgo permansit...“ Als Jungfrau hat sie empfangen, als Jungfrau hat sie geboren, Jungfrau ist sie geblieben. Der Glaube der Kirchenväter wird durch die Konzilien und die Päpste bestätigt. Das fünfte Allgemeine Konzil 553 wendet auf Maria den Ehrentitel an: „Immerwährende Jungfrau“. Ihm folgte die Lateransynode von 649. Sie lehrt: „Maria hat ohne Samen vom Heiligen Geist empfangen. Sie hat ohne Verletzung der Jungfräulichkeit geboren. Ihre Jungfräulichkeit hat auch nach dieser Geburt fortbestanden.“ Papst Paul IV. erklärte abschließend und endgültig im Jahre 1555: „Maria hat ihre Jungfräulichkeit bewahrt vor, in und nach der Geburt.“ Durch das allgemeine ständige Lehramt ist diese Lehre zum Dogma, zum Glaubenssatz der Kirche geworden. Worauf es hier ankommt, ist: Maria ist immer jungfräulich geblieben.

Luther und die altlutherische Theologie haben entschieden an der Immerwährenden Jungfräulichkeit Mariens festgehalten. In den Schmalkaldischen Artikeln heißt es: „Ex Maria pura, sancta, semper virgine“. Aus Maria der Reinen, der Heiligen, der Immerwährenden Jungfrau. Aber die Nachfahren der sogenannten Reformatoren sind anderer Ansicht. Heute gehen fast alle protestantischen Theologen her und sagen: Maria hat mehrere Kinder gehabt. Jesus ist nur der Erstgeborene, er hatte Brüder und Schwestern, so steht es ja in der Bibel. Was gilt nun? Wer hat Recht? Widerspricht die Geschichte dem Glaubenssatz von der Immerwährenden Jungfräulichkeit Mariens?

Tatsächlich ist im Neuen Testament an sieben Stellen von Brüdern Jesu die Rede. Sieben Stellen reden davon, dass Brüder und Schwestern Jesu existiert haben. Die vier Brüder werden sogar mit Namen genannt: Jakobus, Joseph, Judas und Simon. Das ist eigentlich die wichtigste Stelle: Markus 6,3.

Nun haben natürlich auch die Kirchenväter Hieronymus und Augustinus die Bibel gelesen. Wie kommen sie dann dazu zu sagen: Maria hat nur einen Sohn geboren, nämlich Jesus Christus? Die Kirche, die Männer der Kirche, haben sich bemüht, diese beiden Aussagen zu vereinbaren: die Immerwährende Jungfräulichkeit und die Brüder und Schwestern Jesu. Eine alte Erklärung geht darauf hinaus, dass Joseph aus einer früheren Ehe die Kinder mitgebracht hat. Es könnte sein, aber wir wissen es nicht. Wir haben kein geschichtliches Zeugnis dafür. Ja, aber wie erklärt sich dann die Jungfräulichkeit Mariens im Dogma und die Tatsächlichkeit von Brüdern und Schwestern Jesu? Die Erklärung liegt darin, dass die sogenannten Brüder und Schwestern Jesu Vettern und Basen des Herrn waren. Also nicht Geschwister, sondern Cousins und Cousinen. Das lässt sich beweisen. Wir kennen alle die Geschichte von der Osterwallfahrt der Heiligen Familie. Jesus, Maria und Joseph zogen nach Jerusalem mit dem zwölfjährigen Knaben. Es ist aber auffallend, dass hierbei von etwaigen jüngeren Geschwistern Jesu nichts erwähnt wird. Ja, wo sind denn die geblieben? Wenn Maria mehrere jüngere Kinder hatte, warum ist sie da nicht zu Hause geblieben? Sie musste doch die Kinder versorgen. Sie war ja gar nicht verpflichtet, an der Wallfahrt teilzunehmen. Das ist ein starkes Indiz dafür, dass nicht noch andere Kinder neben Jesus vorhanden waren.

Eine andere Begebenheit berichtet, dass die Brüder Jesu und die Mutter zu Jesus stießen, als er in einem Haus lehrte. Sie sagten: „Er ist von Sinnen. Wir holen ihn raus!“ Wenn die da anwesenden Männer leibliche Brüder Jesu gewesen wären, müssten sie entweder jüngere oder ältere sein. Wenn sie jüngere Brüder gewesen wären, dann passt ihr Verhalten nicht zu dem, was wir von der Rangordnung der Geschwister im alten Orient wissen. Jüngere Brüder können sich nicht herausnehmen, einen älteren und den Erstgeborenen zu maßregeln, zu bevormunden, wie es hier der Fall ist. Wenn es ältere Brüder gewesen sein sollen, dann stößt sich das mit der Bezeichnung Jesu als der Erstgeborene. Wenn er der Erstgeborene ist, kann niemand vor ihm geboren sein. „Seht, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären.“ Sie war noch Jungfrau, als sie Jesus empfing.

Nirgends im Neuen Testament ist von Kindern Marias oder Josephs die Rede. Nur Jesus heißt „Sohn Josephs“ oder „der Sohn Josephs“ oder „der Sohn Marias“. Wenn Jesus Brüder gehabt hätte, dann müssten sie ja als Kinder Mariens bezeichnet werden. Es werden niemals die Brüder Jesu als Kinder Mariens bezeichnet. Von ihnen ist in der Kindheitsgeschichte überhaupt nicht die Rede. Erst nachdem Jesus seine öffentliche Tätigkeit begonnen hat, wird von ihnen gesprochen.

Ein weiterer Hinweis ist der Tod Jesu. Wir wissen, dass der Herr am Kreuze hängend seine Mutter Maria dem heiligen Johannes, seinem Lieblingsjünger, übergab. Wenn Brüder da gewesen wären, wenn Kinder, andere Kinder Mariens, existiert hätten, dann hätte er mit Gewissheit ihnen die Mutter Jesu anvertraut. Aber das hat er gerade nicht getan. Daraus ist zu schließen, dass Jesus der einzige Sohn war. Und jetzt übergab er, weil er in den Tod ging, dem Johannes die Sorge für seine Mutter.

Es läßt sich sodann zeigen, dass die vier Brüder, die sogenannten „vier Brüder Jesu“, aus anderen Verbindungen stammten; nämlich zwei von ihnen sind Kinder des Kleophas. Kleophas war ein Bruder des Joseph. Zwei „Brüder“ Jesu waren Kinder des Kleophas und zwei sind Kinder der anderen Maria, von der Johannes in seinen Bericht über die Kreuzigung Jesu spricht. Die vier Kinder sind aufgeteilt in zwei andere Verbindungen. In die Verbindung des Kleophas und in die Verbindung der anderen Maria.

Nun ist natürlich der Unglaube nicht verlegen. Er sucht Argumente, Gegenargumente anzubringen, die – wie ich überzeugt bin – nicht stichhaltig sind.

Zunächst aber die Bezeichnung der Vettern Jesu als „Brüder“. Das Aramäische und das Hebräische hat kein Wort für Vettern und Basen. Im Hebräischen und im Aramäischen gibt es nur das Wort „ach“, und das heißt Bruder. Jesus aber hat bekanntlich aramäisch gesprochen. Sodann ist auf etwas anderes hinzuweisen. In der Abrahamsgeschichte wird uns überliefert, dass Abraham und sein Neffe Lot aus Ägypten nach Palästina kamen. Sie hatten beide große Herden, und da stritten sie sich um die Weidegründe, wer die größeren Flächen beweiden durfte. Es kam also zum Streit. Da sagte Abraham zu Lot: „Es soll keine Zwietracht sein zwischen mir und dir. Wir sind ja Brüder!“ Er war aber gar nicht der Bruder, er war der Onkel und Lot war der Neffe. „Wir sind ja Brüder“, sagt Abraham.

Es ist auch der Versuch untauglich, aus dem kleinen Wörtchen „bis“ Folgerungen zu ziehen. Es heißt im Evangelium: „Joseph verkehrte nicht mit Maria, bis sie einen Sohn gebar, dem er den Namen Jesus gab.“ Das Wörtchen „bis“ besagt nicht, dass später der Verkehr, der eheliche Verkehr, zwischen Maria und Joseph aufgenommen wurde, sondern es sagt nur, was nicht bis dahin geschehen war, um eben die Jungfräulichkeit Mariens zu betonen. Dieser Sprachgebrauch ist im Alten Testament ganz üblich. Bei der Sintflut schickte Noe einen Raben aus der Arche. Er flog hin und her, bis – bis! – das Wasser von der Erde vertrocknet war. Das heißt, es wird beschrieben, was der Rabe tat, bis das Wasser sich aufgelöst hatte, verdunstet war. Was der Rabe danach machte, das wird nicht angedeutet.

Dann versucht man mit dem Worte „Erstgeborener“ zu argumentieren. Der Erstgeborene musste nach alttestamentlichem Gesetz Gott geweiht werden. Er schloss immer besondere Rechte und Pflichten ein. Nun läßt sich aber der Beweis führen, dass jeder erstgeborene Knabe als Erstgeborener galt, auch wenn keine anderen Kinder folgten. Wir haben eine jüdische Grabinschrift aus dem Jahre 5 v. Chr., wo der einzige Sohn einer Frau als „Erstgeborener“ bezeichnet wird.

Wir wissen, meine lieben Freunde, dass Jakobus und Joseph Söhne einer Maria waren, die von der Muttergottes verschieden war. Wir wissen, dass Simon und Judas Söhne des Kleophas waren, eines Bruders des Joseph. Wie erklärt sich nun die Geschichte von den Brüdern Jesu? Die Bezeichnung „Brüder“ Jesu ist folgendermaßen zu verstehen: Joseph ist, wie aus dem Schweigen der Evangelien erschlossen werden muss, früh gestorben. Er tritt nach dem 2. Kapitel des Lukasevangeliums nicht mehr auf. Wir dürfen annehmen, dass Jesus beim Tode des Pflegevaters anwesend war, wie es manchmal auf frommen Abbildungen dargestellt wird. Joseph ist also ausgeschieden. Nach dem Tode wird sich, wie es üblich war im alten Orient, wird sich Maria mit ihrem Kind dem Haushalt ihrer nächsten Verwandten angeschlossen haben. Eine Frau konnte schlecht allein bleiben. Und so hat sie sich, so dürfen wir begründet vermuten, anderen Verwandten angeschlossen, und die aus der verwandten Familie stammenden Kinder, die vier Brüder und die Schwestern, die werden als „Brüder und Schwestern Jesu“ bezeichnet, weil keine andere Bezeichnung zur Verfügung stand. Die Urkirche hat den Ausdruck übernommen und auch im griechischen Text beibehalten. Wir machen keinen Trick, wenn wir fest daran glauben, dass Maria nach der Geburt unversehrt geblieben ist. Die gläubige Wissenschaft steht dem Unglauben nicht wehrlos gegenüber. Sie besitzt Argumente, und ich meine, bessere Argumente als ihre Gegner. Unser Glaube ist kein Köhlerglaube. Er ist durchlichtet von der Kraft des Heiligen Geistes. Die Jungfräulichkeit Mariens vor, in und nach der Geburt ist keine Phantasie, ist keine Erfindung des frommen Überschwangs. Sie ist eine geschichtliche Tatsache. Wir stehen hier nicht vor einem Phantom, sondern vor einem unauslotbaren Wunder Gottes.

Das Dogma von der Immerwährenden Jungfräulichkeit gibt freilich Anlass zu weiteren Überlegungen. Im Protestantismus gibt es keine Dogmen. Der Protestantismus lehnt das Dogma ab. Jeder Theologe ist befugt, aus dem Evangelium herauszulesen, was er herauszulesen vermag. Unsere Kirche ist eine Dogmenkirche. Unser Glaube ist ein Dogmenglaube. Dogmen sind ein Bestandteil der Offenbarung Gottes. Es sind Glaubenssätze, die den Glaubensgehalt der Offenbarung vorlegen. Dogmen haben die Garantie des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist lässt nicht zu, dass die ganze Kirche in Irrtum versinken könnte. Einzelne ja, aber es ist ausgeschlossen, dass die ganze Kirche im Glauben irren könnte. Dogmen sind nicht von einem bestimmten Weltbild abhängig, etwa vom ptolemäischen Weltbild. Sie sind jedem Weltbild überlegen. Wir müssen nur das umhüllende Weltbild entfernen. Wir müssen nur die Hülle ablegen, um zum Kern der Glaubensaussage vorzustoßen. Wenn wir die Hülle wegwerfen, finden wir den Kern. Die Dogmen veralten nicht. Die Wahrheit bleibt immer aktuell. Der Protestantismus hat ein Dogma nach dem anderen fallen lassen. Mir scheint, er schaufelt sich damit das eigene Grab. Die Dogmen sind auch keine Fessel. Sie befreien vielmehr den menschlichen Geist vom Irrtum. Sie beruhen nicht auf einem Fehlschluss, sondern sie retten uns vor dem Nichtwissen. Die Dogmen haben auch eine hohen Lebenswert. Wir leben aus den Dogmen. Unser Denken und Handeln, unser Beten und Flehen beruht auf Dogmen. Die katholische Frömmigkeit lebt aus den Dogmen. Denken Sie an die Eucharistie. Weil wir glauben, dass Jesus nach der Wandlung wahrhaft, wirklich und wesenhaft zugegen ist, deshalb beugen wir das Knie. Deswegen sind wir mit höchster Ehrfurcht dabei, wenn wir diesen Leib empfangen. Wenn Christus mit Gottheit und Menschheit, mit Seele und Leib, mit Fleisch und Blut zugegen ist, dann geziemt sich die äußerste Ehrfurcht, dann beten wir ihn an im Geiste der Ehrfurcht und der Zerknirschung.

Man sage nicht, das Dogma von der Immerwährenden Jungfräulichkeit Mariens sei nicht bedeutsam. An jedem einzelnen Dogma hängt die Glaubwürdigkeit der Kirche. Wenn auch nur eines fällt, dann stürzt das gesamte Dogmengebäude. Alle Dogmen haben die Autorität des sich offenbarenden Gottes für sich. Es ist nicht eines wahrer als das andere. Freilich, es ist eines bedeutsamer als das andere, das ja! Es gibt eine Hierarchie der Wahrheiten; die gibt es tatsächlich. Die leibliche Auferstehung Jesu als Dogma ist bestimmt bedeutsamer als der Nutzwert der Ablässe. Aber wahr sind alle Dogmen. Dogmen sind auch keine Verhandlungsbasis. Man kann nicht Glaubenssätze preisgeben, um auf diese Weise eine brüchige äußere Einheit mit anderen Religionsgemeinschaften herzustellen. Die Preisgabe von Dogmen ist die Aufgabe der geoffenbarten Wahrheit. Die katholische Kirche ist und bleibt die Kirche der Dogmen. Sie ist erbaut auf der Wahrheit, die in den Dogmen formuliert ist. In den Dogmen bewährt die Kirche, was der Herr ihr zugesprochen hat. In den Dogmen bewährt sie ihre Treue zu dem offenbarenden Gott. Die Kirche steht und fällt mit den Dogmen.

Im Jahre 1846 hielt in Königsberg in Ostpreußen ein abgefallener katholischer Priester Johannes Ronge, der Gründer der deutsch-katholischen Sekte, eine Rede. Er schloss seine Rede mit den Worten: „Rom muß fallen und Rom wird fallen!“ Da rief ein Mann aus der Versammlung: „Du wirst es nicht zu Fall bringen!“

Amen.

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