Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
15. Juli 2001

Die Wirkungen des Firmsakramentes

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Die Sakramente wirken, was sie bezeichnen. Aus der Bezeichnung kann man die Wirkung ablesen. Beim Firmsakrament ist durch das Zeichen angedeutet, daß derjenige, der es empfängt, von Christus in Besitz genommen wird und mit dem Heiligen Geist beschenkt wird. Besitzergreifung von Christus und Besiegelung mit dem Heiligen Geiste, das sind die Wirkungen der Firmung. Die Firmung vollendet, was in der Taufe begonnen wird. Auch die Taufe ist ja schon eine Besitzergreifung von Christus und eine Begabung mit Heiligem Geiste, aber die Firmung ist die Vollendung dessen, was in der Taufe geschieht. Sie ist das Sakrament der Vollendung; sie ist das Sakrament der Geistesfülle. Wir wollen uns heute die Wirkungen der Firmung in einem zweiteiligen Überblick vor Augen führen. Wir wollen erstens nachdenken über das Firmmal, das Firmzeichen, und zweitens über die Firmgnade.

Die Firmung prägt ein unauslöschliches Merkmal ein. Weil es ein untilgbares Kennzeichen ist, kann sie nur einmal gespendet und darf nicht wiederholt werden. Was wirkt nun dieses Firmmal in dem Gefirmten? Das Firmmal verähnlicht den Gefirmten Christus. Es bildet eine neue Seite der Christusähnlichkeit in ihm heraus. Es verleiht ihm eine Christusbildlichkeit, die den Gefirmten Christus ähnlich macht, insofern Christus durch seinen Tod in der Öffentlichkeit der Welt dem Bösen standgehalten hat, mit dem Bösen gerungen hat und das Böse überwunden hat. Das ist das Firmmal, das dem Gefirmten eingeprägt wird: eine Christusbildlichkeit, insofern Christus in der Öffentlichkeit den Bösen bezwungen hat, nachdem er mit ihm bis zum Tode gerungen hat.

Die neue Christusbildlichkeit kommt zu der Christusbildlichkeit, die in der Taufe gewonnen wurde, hinzu. In der Taufe ist ja dem Empfänger das allgemeine Priestertum geschenkt worden. Er wurde teilhaft an dem königlichen, prophetischen und priesterlichen Amt Christi. In der Firmung wird diese Begabung mit dem allgemeinen Priestertum vollendet; sie wird zur Reife geführt. Schon der Getaufte ist ein Mündiger, ein mündiger Christ, aber die Mündigkeit des Getauften erfährt in der Firmung eine besondere Reifung, eine Verstärkung, eine Vollendung. Das Firmmal befähigt und verpflichtet den Gefirmten, in der Öffentlichkeit für Christus Zeugnis abzulegen. Das Firmmal bestimmt den Gefirmten, in der Situation, in der Widerstände und Schwiergkeiten für das Glaubensbekenntnis auftreten, standzuhalten und diese Widerstände und Schwierigkeiten zu überwinden. Das Firmmal bindet den Gefirmten, in der Öffentlichkeit des Himmels und der Erde für Christus, für die heilige Religion, für die Kirche Zeugnis abzulegen.

Das Firmmal macht den Gefirmten auch verbindlich, im Kampfe für Christus Zeugnis abzulegen. In dieser Welt treten Unglaube und Sünde zum Gefecht an gegen den Glauben und die Reinheit. In dieser Situation muß der Gefirmte gewappnet werden, um diesen Gegnern standzuhalten. Das Firmmal befähigt ihn und verpflichtet ihn zum Kampfe für Christus. Es begründet eine Kampfes- und Siegesgemeinschaft mit Christus.

Die zweite Wirkung der Firmung ist die Begabung mit Gnaden. Die Firmung verwurzelt tiefer in der Gotteskindschaft. Die Firmung vereint fester mit Christus. Die Firmung vermehrt die Gaben des Heiligen Geistes. Die Firmung verbindet inniger mit der Kirche. Die Firmung verleiht dem Empfänger die Kraft zum Zeugnis für die Wahrheit des Glaubens; sie befähigt ihn, den Glauben zu verteidigen und auszubreiten; sie gibt ihm Mut, sich nicht des Glaubens zu schämen. Das sind die Gnadenwirkungen der Firmung. Daß diese Gnadenwirkungen nötig sind, meine lieben Christen, ist offenkundig. Denn allzu oft werden Widerstände gegen den Glauben wach, und da müssen die Gläubigen gewappnet sein, daß sie diesen Widerständen begegnen. In der Kraft der Firmung vermögen sie den Angriffen gegen Glauben und Religion zu widerstehen. Sie müssen freilich das Ihre tun, damit die Kraft des Firmsakramentes in ihnen wach wird. Sie müssen sich also beispielsweise Wissen aneignen. Immer wieder ermahne ich Sie, meine lieben Freunde, zu lesen, Bücher zu lesen, die Sie wappnen für den Kampf um den Glauben. Es gibt in Deutschland einen Verlag, meines Wissens einen einzigen, der solche Bücher laufend herausbringt. Es ist der Verlag Michael Müller in Aachen. In diesem segensreich wirkenden Verlag werden fortwährend Bücher gedruckt, welche sich mit den Einwänden, die dem Glauben gemacht werden, auseinandersetzen. Ich lade Sie ein, ich bitte Sie, schaffen Sie sich diese Bücher an, machen Sie sich den Inhalt zu eigen, verschenken Sie diese Bücher an andere! Sie betreiben damit ein ganz wichtiges Apostolat. Für den Glauben darf einem das Geld nicht zu schade sein.

Freilich, auch der, der Wissen hat, bleibt schwach, und wenn er stark werden will, braucht es die Kraft Gottes. Und eben diese Kraft vermittelt ihm die heilige Firmung. Sie befähigt ihn, den Glauben zu bekennen und sich des Glaubens nicht zu schämen. Das ist eine große Gefahr. Viele Christen, viele Gottesdienstbesucher, viele betende Menschen zögern, wenn sie den Glauben bekennen sollen. Sie unterlassen es, wenn bei einem Touristenausflug eine Kirche besucht wird, die Kniebeuge zu machen, weil sie sich vor den anderen schämen. Sie versäumen den Gottesdienst, wenn sie im Urlaub sind, weil es Aufsehen erregen würde, wenn man früh das Hotel verläßt. Diese schäbigen Haltungen sollen und können überwunden werden in der Kraft des Heiligen Geistes, der uns in der Firmung vermittelt worden ist. Wir müssen nur das, was wir empfangen haben, lebendig machen. Wir müssen nur mit dem Pfand, das uns übertragen wurde, arbeiten. Wir müssen uns nur vom Heiligen Geiste treiben lassen, dann sind wir fähig, diese und andere Widerstände zu überwinden.

Ich will Ihnen eine Geschichte erzählen, die ich selbst erlebt habe. Im Jahre 1944 kam ich in ein Lager, das von einem SS-Mann geleitet wurde. Am ersten Sonntag meldete ich mich ab zum Besuch des Gottesdienstes. Ich bekam ohne weiteres die Erlaubnis. Eine nicht praktizierende katholische Lehrerin, die auch in diesem Lager war, sagte, als sie das erfuhr, zu mir: „An einem jungen Manne, der heute noch in die Kirche geht, muß etwas sein.“ Ich erzähle das nicht, um mich zu rühmen; an mir ist nichts zu rühmen. Aber ich erzähle es, um die Kraft des Geistes zu bezeugen, die fähig ist, in Widerständen und Schwierigkeiten, in Kampf und Not uns über die Fährnisse hinwegzutragen.

Römische Soldaten hatten auf ihrem Helm eine Inschrift, die lautete: ST. Die beiden Buchstaben ST waren auf dem Helm römischer Soldaten befestigt. Was bedeutet ST? Diese beiden Worte besagen: Semper talis – immer der gleiche. In Glück oder Unglück, in Sieg oder Niederlage – immer mutig und treu. Ich sehe unsichtbar auf der Stirn, auf der vom Firmmal gesalbten Stirn eines jeden Christen zwei Buchstaben, die lauten: ST – semper talis, immer treu, treu zum Glauben, treu zur Kirche, treu zu dem heiligen Sakrament der Firmung.

Amen.

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